Klare Worte vom Wissenschaftsrat. Das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland rät Hochschulen zu mehr Personalentwicklung. Konkret heißt es in einer Publikation vom Juli 2008: 'Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die Qualifizierung des Lehrpersonals mit Beginn der Promotionsphase sowie als kontinuierliche Weiterbildung im Verlauf der beruflichen Tätigkeit engagiert zu fördern. Um die Lehrkompetenz zu professionalisieren, sollten hochschulische Fortbildungseinrichtungen sowie überregional ausgerichtete Fachzentren für Hochschullehre etabliert werden.'
Hintergrund dieses Rufs nach mehr Weiterbildung für Professoren: Der Wissenschaftsrat fürchtet um die Qualität der Lehre. 'Die Professoren sind Experten für Forschung, bei der Berufung wird vor allem diese Qualifikation geprüft', kommentiert Dr. Sabine Behrenbeck vom Wissenschaftsrat. 'Die Lehre wird nur informell ‚gelernt’. Das heißt: Wir gehen davon aus, dass Erfahrungen zu besseren Ergebnissen führen. Aber wissenschaftlich nachgewiesen ist das nicht.' Dass in Sachen Unterrichten Nachholbedarf besteht, macht Behrenbeck unter anderem an der hohen Abbrecherquote und vielfach geäußerter Unzufriedenheit der Studierenden mit der Betreuung fest.
Defizite in der Lehre sind nicht der einzige Grund, warum die Themen Personalentwicklung und Weiterbildung aktuell ganz oben auf der To-do-Liste der Alma Mater stehen. 'An den Hochschulen vollzieht sich ein rasanter Wandel', erklärt Dr. Christina Reinhardt und bezieht sich auf Prozesse wie die Hochschulreform, Bologna und die Einführung von Studiengebühren. 'Früher waren die Hochschulen behördenähnlich aufgestellt und von Ministerien gesteuert. Inzwischen sind sie autonomer: Sie haben Budgetverantwortung sowie viele Entscheidungs- und Leitungsaufgaben übernommen.'
Extras:- Service: Hinweis auf eine Veranstaltung zur Personalentwicklung an Hochschulen sowie Kurzrezensionen von drei Büchern zum Thema Personalentwicklung und Coaching an Universitäten