Die Ministerin schnappte sich ihr Namensschild und drehte es prüfend zu sich um: 'Barbara Sommer' stand da nur, ganz ohne Titel. Sommer – Ministerin für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen – lachte und zeigte sich erleichtert, denn, so die CDU-Politikerin: 'Der Begriff Weiterbildung wird in meinem Titel leider oft vergessen; da steht dann nur ‚Schulministerin’.'
Die Ignoranz der Namensschildchen-Macher scheint symptomatisch für ein Manko, auf das Sommer dann auch gleich zu sprechen kam: Lebenslanges Lernen ist in der Gesellschaft noch nicht genug verankert; die Weiterbildungsbeteiligung ist noch zu gering; Weiterbildung nimmt im Bewusstsein der Menschen noch nicht den Rang ein, der ihr zukommen sollte. Und das in einer Zeit, in der es 'ausgelernt' (die Ministerin gruselte es: 'Schon dieses Wort ...') nicht mehr geben kann – wegen des immer rasanteren Fortschritts, vor allem aber auch, weil uns wegen des demografischen Wandels ein eklatanter Fach- und Führungskräftemangel droht.
Es war der 18. März 2010, der dritte Tag der Bildungsmesse in Köln – und Sommer war ausnahmsweise mal nicht als Schul-, sondern als Weiterbildungsministerin auf der didacta gefragt: In einer Pressekonferenz, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) kurz vor der offiziellen Verleihung seines Weiterbildungs-Innovations-Preises (WIP) anberaumt hatte, redete sie sich warm für die Festrede. Immer noch denke ein Großteil der Bevölkerung beim Wort Weiterbildung an Töpfer- und Sprachkurse. Die Bandbreite der Branche und das, was sie für den Einzelnen und die Gesellschaft leisten könne, sei dagegen unbekannt.
Extras:- Die prämierten Projekte im Überblick
- Linktipp: Der Weiterbildungs-Innovations-Preis im Internet – mit ausführlichen Vorstellungen der Preisträger und Hinweisen zur Bewerbung für 2011