Was nun seit doch geraumer Zeit in einschlägigen Publikationen erfreut, ist die Verheißung der neuen, dezentralen, systemisch gesteuerten, individualisierten, selbstgesteuerten Weiterbildungskultur, die auf den Abgesang der alten Vermittlungskultur folge und die in immer wieder neuen Varianten exklusiv angeboten wird.
Die unzähligen Artikel sind typisch für ein Genre, das davon lebt, immer wieder neue Konzepte auf den Markt zu werfen. Der Kampf um die beste, weil Aufmerksamkeit erheischende Performanz, die der Weiterbildungsmarkt zu erfordern scheint, hat längst auf die Konzepte selbst zurückgeschlagen. Fragen des didaktischen Designs von Selbstlernarchitekturen und der Gestaltung von selbstgesteuerten Lernprozessen werden überwiegend im Zusammenhang mit den neuen medialen Optionen unkritisch optimistisch behandelt.
Doch Begriffe wie r-Learning, computer-oder webbasiertes Training, virtuelle Lehre oder Online-Lernzentren mutieren lediglich zu Leerformeln, wenn darin schlicht bestehende didaktisch-methodische Paradigmen auf neuen Lernplattformen angewendet werden. Die Aushöhlung der Substanz, die mit der Lobpreisung dieser Begrifflichkeiten einhergeht, ist inzwischen nicht mehr zu übersehen und die Ernüchterung, die sich einstellt, hat nun auch die Anbieter selbst erreicht.
Über weite Strecken ist der fachliche Diskurs der Illusion der eigenen Begrifflichkeit erlegen und hat Selbststeuerung nicht als Zielkategorie, sondern als unmittelbar empirisch umsetzbare Kategorie verstanden. Auf dem Weiterbildungsmarkt dominieren Chiffren, Worthülsen und vollmundige Versprechungen, die in Kombination mit dem Verheißungsmedium Informationstechnologie eine zweifelhafte Wirkung entfalten: Vielfach hat man den Eindruck, die Propagierung neuer Ideen sei schon deren Realisierung. Doch dazwischen klafft eine immense Lücke.