Gehört das Wort 'Problem' zu den geächteten Unworten, die Sie tunlichst aus Ihrem Vokabular streichen sollten, um im Kollegenkreis und bei Ihren Vorgesetzten nicht negativ aufzufallen? So wie es mir während der Leitbild-Diskussion in einem bis dato prosperierenden Solar-Unternehmen ergangen ist. Zur Debatte stand die grundlegende Ausrichtung der teamübergreifenden Zusammenarbeit. Als ich vorschlug, auch das Thema 'Schnittstellenprobleme' auf die Tagesordnung zu setzen, wurde mir schlagartig klar, dass ich in ein Fettnäpfchen getreten hatte. Aber so richtig. Betretenes Schweigen und strafende Blicke von allen Seiten. Und dann der Rüffel von der Personalleiterin: 'Wir haben hier keine Probleme. Wir stellen uns allen Herausforderungen. Und zwar erfolgreich.'
Offensichtlich hatte ich gegen ein unternehmenskulturelles Tabu verstoßen. Überhaupt scheint es, als würde es zum Selbstbild moderner, innovativer Unternehmen gehören, sich statt mit Problemen nur noch mit Herausforderungen, besser noch 'challenges' zu beschäftigen. Denn Herausforderungen werden gemeistert, lenken den Blick nach vorne, motivieren. Sie signalisieren den Aufbruch des proaktiv handelnden Machers. Probleme dagegen haben einen schlechten Ruf ...