Er hatte sich gleich nach seinem Wechsel von einem mittelständischen Automobilzulieferer mit folgenden Worten an die Belegschaft gewandt: 'Haben Sie keine Berührungsängste, wenn Sie etwas mit mir besprechen möchten! Sie können jederzeit zu mir kommen!' Sechs Wochen später hat kein Mitarbeiter aus der Produktion von seinem Angebot Gebrauch gemacht, auch kein Meister und kein Gruppenleiter aus der Verwaltung. Nimmt ihm die Mannschaft seine Gesprächsbereitschaft nicht ab? Ist es denn so schwer, das Vertrauen der Leute zu gewinnen? Aus Sicht der Mitarbeiter gibt es gute Gründe, das Angebot zum Gespräch beim Werkschef zu ignorieren. Denn der Weg in die Teppichetage führt in fast jedem größeren Unternehmen in gefühltes Feindesland. Mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren: Was werden Team- oder Abteilungsleiter denken, wenn ich mich zum obersten Chef begebe? Ist der Werkleiter überhaupt in seinem Büro anzutreffen – der ist doch sowie die meiste Zeit auf irgendwelchen Besprechungen in der Zentrale oder im Ausland?
Und mal ganz ehrlich: Kann ein Manager, der eine Organisation mit mehreren Tausend Leuten führt, ernsthaft seine Tür jederzeit und für jeden offen halten? Und: Soll er das überhaupt? Für eine Führungskraft, erst recht für den Leiter eines großen Werkes, ist es schließlich wichtiger (und ehrlicher), die Bürotür auch mal bewusst geschlossen zu lassen – etwa um sich in Ruhe strategischen Aufgaben zu widmen, um den hektischen Betrieb mal auszublenden und Zeit für die Managementaufgaben zu gewinnen, die im Tagesgeschäft zu kurz kommen.