Die Diskussion dreht sich seit geraumer Zeit im Kreis. Zwei interne Kandidaten stehen zur Wahl für den zu besetzenden Posten eines Bereichsleiters. Jeder Kandidat hat unter den Managern seine Fürsprecher und Gegenredner. Der Personalchef erinnert sich, dass beide Anwärter an einem Fortbildungsseminar für Führungskräfte bei einem ihrer internen Trainer teilgenommen haben. Daraufhin bestellen die Manager den Trainer zum Gespräch und bitten ihn um seine Meinung zu den beiden Kandidaten im Hinblick auf Führungsqualitäten, Motivation etc.
“Ja, ich erinnere mich gut an diese beiden Führungskräfte. Doch ich möchte bezüglich meiner Eindrücke über sie keine Aussage machen - wir haben Vertraulichkeit vereinbart”, antwortet der Trainer freundlich aber bestimmt. Die Manager sind verdutzt. Der Trainer verweigert ihnen bewusst Informationen, die für eine wichtige Entscheidung im Unternehmen von großer Relevanz sein können.
In der Tat spricht einiges dafür, die Eindrücke eines Trainers für die Personalpolitik zu nutzen. Denn oft hat nur dieser die Möglichkeit, die Führungskräfte intensiv und kontinuierlich über einen bestimmten Zeitraum zu beobachten - ein Vorgesetzter wird hierfür meist nicht die Zeit finden. Während der Zeit des Trainings erlebt der Trainer die Teilnehmer nicht nur im Umgang auf gleicher Augenhöhe mit Kollegen, sondern auch - zumindest in simulierter Form - im Umgang mit Untergebenen oder Vorgesetzten.
Doch die Tatsache, dass Trainer dieses Exklusiv-Wissen haben, bedeutet noch nicht, dass sie dieses Wissen auch weitergeben sollten - und dies auch tun. Im Gegenteil: In der Regel schweigen Trainer - zumindest, wenn sie professionell arbeiten.
Extras:
- Voraussetzungen, Nutzen und Effekte vereinbarter Vertraulichkeit im Training.