'Ich möchte einfach das tun, wovon ich schon immer geträumt habe', sagt der rundliche Mann mit den schiefen Zähnen auf der großen Bühne. Im Hintergrund ist das Logo der TV-Casting-Show zu erkennen, die hierzulande unter dem Namen 'Deutschland sucht den Superstar' bekannt ist. 'Warum bist Du heute hier, Paul?' fragt ein Jurymitglied. 'Um etwas aus einer Oper zu singen', antwortet dieser und stimmt die Arie 'Nessun dorma' an. Sein Gesang weckt Emotionen: Zwischenbilder zeigen zu Tränen gerührte Menschen, das Publikum im Saal applaudiert stehend. Spot aus, Licht an. Im Seminarraum herrscht bewegte Stille. Der Seminarleiter lächelt. Das bekannte Beispiel des englischen Handy-Verkäufers Paul Potts aus der T-Mobile-Werbung bietet immer noch den perfekten Einstieg ins Thema. Dass den Trainer das Abspielen des Werbespots bis zu 2.000 Euro Strafe kosten könnte, ist ihm nicht bewusst.
Mit lustigen Werbespots oder bewegenden Filmszenen für Auflockerung sorgen, mit dramatischer oder beschwingender Musik Stimmung erzeugen, mit eingängigen Grafiken oder originellen Bildern Thesen veranschaulichen – der Einsatz fremder Materialien im Seminaralltag ist längst gang und gäbe. Gesucht und gefunden werden die Inhalte in aller Regel im Internet. 'Die Suche nach Bild-, Ton- oder Filmmaterial im Netz ist unter Trainern mittlerweile eine Art Volkssport', sagt Axel Rachow, der sich als Autor der Buchreihen 'Spielbar' und 'Sichtbar' einen Namen als Kreativexperte für Trainings gemacht hat.
Die Ursachen für diese Entwicklung liegen auf der Hand: Das Angebot an digitalen Wissens- und Infohäppchen ist riesig und wächst ständig – ein Stichwort und die Suchmaschine spuckt tausende Treffer aus. Das Durchstöbern und Herunterladen funktioniert immer schneller und einfacher.
Extras:- Die sechs aktuellen Creative-Commons-Lizenzen: Was sich hinter den Icons verbirgt
- Copyright im Traineralltag: Die Ergebnisse der mS-Leserbefragung
- Service: Hinweis auf zwei kostenlose Broschüren zum Urheberrecht sowie vier weiterführende Webseiten