Daniel Sibila wollte eigentlich nie in die Fußstapfen seines Vaters treten. Er wollte seinen eigenen Weg gehen, statt in die Geschäftsführung des kleinen Stahlhandels im Ruhrgebiet einzusteigen. Daß ihm dadurch eine einzigartige Chance zur Selbständigkeit entgeht, kommt Sibila erst später: In leitender Position einer Produktionsfirma erlebt er mit, wie dort der Nachfolger seine ersten Gehversuche macht. Das imponiert Sibila und er revidiert seine Entscheidung. Seit einem Jahr sitzt er nun auf dem Chefsessel der PSE Stahl GmbH in Essen, sein Vater hat sich mit 57 Jahren aus der Geschäftsführung zurückgezogen.
Sibila gehört damit nicht zu den Gründerkindern, die lieber ein Mietshaus erben denn ein Unternehmen führen. Und so zählt die PSE Stahl GmbH - statistisch gesehen - zu den zwei von drei Familienunternehmen, die den Wechsel von der ersten in die zweite Generation geschafft haben. Allein in diesem und im nächsten Jahr stellt sich in 120.000 westdeutschen Unternehmen die Nachfolgefrage. Bis zum Jahr 2000 müssen es 300.000 Firmen geschafft haben, wie Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn, ergeben. Die Bonner sehen dabei 81.000 Betriebe von der Stillegung bedroht, Hunderttausende von Mitarbeitern werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Wer ist schuld an den mißratenen Übergaben?
'Das größte Problem sehe ich auf Seite der Übergeber', sagt Ernst Domayer, Geschäftsführer der Beratungsfirma OSB, Wien. 'Die Senioren ziehen sich einfach nicht rechtzeitig zurück.' So klebt der Alte nicht selten an seinem Sessel, bis höhere Gewalt ihn zum Ausscheiden zwingt: Durch Tod, Unfall oder Krankheit wird die Nachfolgefrage zur Existenzbedrohung…