Weiterbildung wird in der Krise weiter nachgefragt: Vor allem Maßnahmen aus den Bereichen Verkaufen und Führung sind derzeit en vogue, wie eine aktuelle managerSeminare-Umfrage zeigt. Die Gewinner der Krise sind laut Studie die Coachs, Anbieter von Standardseminaren müssen dagegen Umsatzrückgänge verbuchen.
Während sich die Wirtschaft weiter auf Talfahrt befindet, haben Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema Verkaufen Konjunktur. Zu diesem Ergebnis kommt die managerSeminare-Umfrage 'Weiterbildungs-Topseller in der Krise', an der sich 98 Trainings- und Seminaranbieter beteiligt haben. Mehr als 60 Prozent der Befragten, die Verkaufsthemen im Portfolio haben, geben an, dass die Nachfrage nach diesen seit Jahresbeginn stark bzw. leicht gestiegen ist. Knapp ein Drittel bezeichnet die Nachfrage als konstant.
Ein zweites Dauerbrennerthema der Weiterbildung hat in der Krise offensichtlich ebenfalls noch einmal einen Schub bekommen: Führung. Die Nachfrage nach Maßnahmen aus diesem Bereich ist leicht bzw. stark gestiegen. Das sagen mehr als die Hälfte der 89 Umfrageteilnehmer, die Führungsmaßnahmen anbieten. Ein möglicher Grund für diese Entwicklung: Aufgrund der öffentlichen Diskussion um Managementfehler sind Führungskräfte als die neuralgischen Punkte für den Unternehmenserfolg noch stärker in den Fokus der Top-Entscheider und Personalentwickler gerückt.
Zwei Drittel der Coaching-Anbieter vermelden AuftragsplusFür diese These spricht auch, dass Coaching als klassische Führungskräfte-Maßnahme jenes Weiterbildungsformat ist, das seit Krisenbeginn die stärksten Wachstumszahlen aufweist. Fast zwei Drittel der insgesamt 88 Coaching-Anbieter unter den Umfrageteilnehmern notiert eine steigende Nachfrage nach diesem Beratungsformat. Dem gegenüber stehen nur 16 Prozent, die leichte Rückgänge verzeichnen. Ebenfalls angezogen ist die Nachfrage nach strategischer Beratung und Organisationsentwicklung. Das konstatieren mehr als die Hälfte der Anbieter, die diese Formate im Programm haben. Ein Drittel von ihnen vermeldet eine stabile Nachfrage.
Die Verlierer unter den Weiterbildungsformaten sind die offenen Seminare. Einen starken Rückgang der Buchungszahlen in diesem Bereich beklagen 38 Prozent der Weiterbildner, 16 Prozent verbuchen leichte Rückgänge und lediglich jeder zehnte Weiterbildner notiert einen leichten Nachfragezuwachs. Dieses Ergebnis bestätigt die Erfahrungen aus der vergangenen Krise in den Jahren 2001/2002: Auch damals wurden zuerst die offenen Seminare gestrichen. Eine mögliche Erklärung: Offene Seminare nutzen die Unternehmen vor allem dazu, Standardthemen wie Präsentation und Rhetorik einer großen Anzahl von Führungskräften und Mitarbeitern zu vermitteln. Mithin bilden diese Maßnahmen einen erheblichen Kostenfaktor mit entsprechend großem Einsparpotenzial.
Standardangebote aus dem Niedrigpreissegment werden allerdings nicht zurückgefahren, im Gegenteil: Weiterbildungen mit einem Preis von maximal 600 Euro pro Teilnehmer verkaufen sich seit Krisenbeginn deutlich bzw. leicht besser, sagen über 40 Prozent der Umfrageteilnehmer, die Maßnahmen im diesem Preisbereich anbieten. Ein ebenso großer Anteil von ihnen macht eine konstante Nachfrage nach den günstigen Maßnahmen aus.
Dass sich der Bereich der preisgünstigen Weiterbildungsangebote als krisenresistenter erweist, dürfte auch darin begründet sein, dass er viele kurze Maßnahmen beinhaltet. Der Trend zum Kurzformat in der Weiterbildung, der bereits vor der Krise zu beobachten war, ist ungebrochen, ist durch den Konjunktureinbruch sogar wohl eher noch beflügelt worden. Im Bereich der ein- bis zweitägigen Angebote vermelden 36 Prozent der Anbieter einen leichten bzw. starken Anstieg der Nachfrage. Eine stärkere Nachfrage nach Ultrakurzformaten, die maximal einen halben Tag dauern, können sogar 55 Prozent der Weiterbildungsanbieter verzeichnen.