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Fünf ungewohnte Sichtweisen

Es gibt viele, teils recht unschmeichelhafte, Stereotype, die man sich im Ausland über uns Deutsche erzählt. Zwar sind solche Verallgemeinerungen nicht haltbar, weil eben alle über einen Kamm scherend, aber: Man kann den Blick von außen durchaus nutzen, um einige der Gewohnheiten, die uns selbstverständlich erscheinen, ab und an zu hinterfragen – und neue Denkmodelle auszuprobieren. Fünf Impulse.

1. Kommunikation ist ein Mittel zur Stärkung von Beziehungen.

„Ehrlich währt am längsten!“ Besser sagen, was man denkt, als unaufrichtig sein. „Klipp und klar“ und „schnörkellos“ „zum Punkt kommen“: So lautet die Kommunikationsdevise, die viele in unserer Kultur teilen. Auch wenn es selbstverständlich nicht auf alle Deutschen zutrifft: Wir begreifen Sprache tendenziell eher als Mittel, um Sachverhalte zu klären, weniger als Beziehungsmittel. Entsprechend kühl, manchmal gar unfreundlich fühlt sich das an, sogar für uns selbst. Da lässt sich von Kulturen, die Sprache viel stärker zum Zweck der Beziehungsstärkung einsetzen, lernen – zum Beispiel, dass es sich lohnt, dreimal darüber nachzudenken, ob eine Kritik dem Gegenüber weiterhilft, bevor man damit herausplatzt („Du siehst heute aber fertig aus“). Dass es für ein Gegenüber gesichtswahrender ist, wenn Kritisches indirekter gesagt wird. Dass Komplimente, Lob und Small Talk selten fehl am Platz sind. Und dass in Sachen Kommunikation viel gewonnen ist, wenn wir unsere Empathie verbessern.

2. Unperfekt muss kein Manko sein.

Dass wir in Deutschland perfektionistisch, gar pingelig sind, ist ein verbreitetes Klischee, das laut Kulturforschung einen wahren Kern hat. Durch den Druck zur ständigen Optimierung, den moderne Gesellschaften generell oft auslösen, entwickeln manche eine regelrechte Verbissenheit. Auch hier lässt sich von anderen Kulturen lernen – etwa von der traditionellen japanischen, in der es das philosophische Konzept Wabi Sabi gibt. Dieses umschreibt die Ergriffenheit angesichts der Schönheit von Dingen, die gealtert, unperfekt oder/und vergänglich sind. Die Erkenntnis, dass Unperfektes schön – weil naturgegeben – ist, kann befreien. Sie kann zu einer echten Fehlertoleranz führen und uns dabei helfen, gelassener mit schwierigen Situationen umzugehen.

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