Welche Auswirkungen hat die Konjunkturkrise auf die Weiterbildung? Mancher Seminar- und Beratungsanbieter versucht der Beantwortung dieser bangen Frage derzeit näher zu kommen, indem er eine Umfrage durchführt: so z.B. die Management Circle AG aus Eschborn, die 590 Kunden zu ihren Weiterbildungsaktivitäten im vergangenen Jahr befragt hat. Oder die Twist Consulting Group aus München, die 32 Personalexperten aus unterschiedlich stark von der Krise betroffenen Firmen zu einer Einschätzung gebeten hat, welche PE-Bereiche aus ihrer Sicht 2003 an Bedeutung verlieren bzw. gewinnen werden.
Nur 29 Prozent der von Management Circle befragten Führungskräfte gaben zu Protokoll, dass ihr persönliches Budget für Seminare und Trainings in den vergangenen zwölf Monaten beschnitten worden sei - und das, obgleich gut 80 Prozent der Betriebe mit mehr oder weniger starken konjunkturbedingten Problemen zu kämpfen haben. Das klingt zunächst einmal gut. Zumal auch die Befragung von Twist Consulting ergeben hat, dass nur 25 Prozent der Befragten von einer sinkenden Bedeutung der Standardtrainings und -seminare im Jahr 2003 ausgehen. Doch lassen die übrigen Ergebnisse der Twist-Studie diese Zahl in einem negativeren Licht erscheinen. Anders als im Rahmen der Management Circle Studie wurden hier nämlich Personalexperten befragt, die die Bedeutung von Seminaren auch im Verhältnis zu anderen PE-Themen gut abschätzen können.
Aus ihren Antworten ergibt sich eine z.T. stark wachsende Bedeutung von Managementdevelopment, Changemanagement, Prozessbegleitung und Einzelcoaching - nicht aber von Standardtrainings. Deren schwindende Popularität wird besonders deutlich, wenn man die Ergebnisse nach der wirtschaftlichen Lage der Firmen aufsplittet. Demnach gehen nur 6 Prozent der Unternehmen, die die Krise spüren, aber im Griff haben (insgesamt 50 Prozent), und kein einziger Betrieb, der von der konjunkturellen Schieflage stark betroffen ist (insgesamt 22 Prozent), von einer steigenden Bedeutung der Seminare aus. Und auch in den Firmen, denen es gut geht (insgesamt 28 Prozent), werden Seminare nur in 44 Prozent der Fälle für zunehmend wichtiger gehalten.
Kein Geld für Weiterbildung 2002?
Weiterbildungsbudget nicht verändert 63%
Weiterbildungsbudget verringert 29%
Weiterbildungsbudget erhöht 8%
Die Antworten beruhen auf der persönlichen Erfahrung von 590 Fach- und Führungskräften, die von ManagementCircle zu ihren Weiterbildungsaktivitäten im vergangenen Jahr befragt hat.
Was gewinnt, was verliert an Bedeutung?
Managementdevelopment
Changemenagement /Prozessbegleitung
Einzelcoaching
Seminare und Trainings
wichtiger
59%
53%
40%
16%
weniger wichtiger
0%
3%
9%
25%
Nach Aussage von Personalexperten aus 32 Unternehmen, die die Münchner Twist Consulting Group nach ihrer Einschätzung der Bedeutung von Weiterbildungsthemen in diesem Jahr befragt hat.