Welche Themen von morgen lassen sich heute schon identifizieren, und was müssen Unternehmen beachten, wenn sie auch in 20 Jahren noch erfolgreich sein wollen? Diesen Fragen ist Zukunftsforscher Peter Wippermann in Zusammenarbeit mit dem Jobnetzwerk Xing in einer Untersuchung unter 1.400 Xing-Mitgliedern sowie rund 170 Personalern aus dem Xing-Netzwerk nachgegangen. Die Ergebnisse wurden in Form von 15 Trends zur Arbeitswelt der Zukunft unter dem Titel 'New Work Trendbook' veröffentlicht. Fünf dieser Trends sind für Unternehmen besonders relevant.
Robo-Recruiting
Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch und macht auch vor den Personalabteilungen nicht halt. Schon heute kann sie Telefoninterviews führen und mithilfe von Sprachanalyse Kandidaten auswählen. In Zukunft wird sich der Einsatzbereich von automatisierten Programmen und Robotern im Recruiting noch weiter ausdehnen. So sind rund neun von zehn Personalern der Meinung, dass KI in 15 Jahren so weit entwickelt sein wird, dass sie einen wesentlichen Anteil an der Auswahl eines Kandidaten hat. Zudem denken 19 Prozent, dass KI in nicht allzu ferner Zukunft alle Schritte, von der Sichtung der Bewerbungen bis zur Entscheidung, selbstständig durchführen kann. Ebenso viele sind davon überzeugt, dass KI sogar in der Lage sein wird, besser über die Eignung eines Kandidaten entscheiden zu können als ein Mensch. Ein kleiner Lichtblick für die menschliche Arbeitskraft: Nur vier Prozent der Personaler sind der Ansicht, dass die Personalauswahl in 15 Jahren ganz ohne den Menschen auskommen wird.
Cultural Fit
Die Frage, ob ein Mitarbeiter zur Kultur des Unternehmens passt, wird in Zeiten von New Work immer wichtiger. Das wirkt sich auch auf den ReÂcruiting-Prozess aus. So haben 84 Prozent der befragten Personaler einem fachlich geeigneten Kandidaten schon einmal abgesagt, weil er kulturell nicht zum Unternehmen passte. In 15 Jahren könnte der Cultural Fit im Rahmen der Personalauswahl sogar noch wichtiger sein und das Fachwissen der Bewerber weiter in den Hintergrund rücken lassen. Davon sind 44 Prozent der Personaler überzeugt. Kein Wunder also, dass mehr als zwei Drittel der Recruiter der Meinung sind, dass die systemische Prüfung des Cultural Fits in 15 Jahren Bestandteil jedes Recruiting-Prozesses sein wird.
Power of Diversity
Globalisierung und Fachkräftemangel führen dazu, dass die Belegschaften immer diverser werden. Diese Diversifizierung wird auch in Zukunft weiter zunehmen und das Diversitymanagement von dem Status eines Nice-to-have zu einem Must-have erheben – zumal viele Unternehmen festgestellt haben, dass Vielfalt sich sowohl kulturell als auch wirtschaftlich auszahlt. Das empfinden auch viele der Personaler so: 78 Prozent von ihnen halten Diversitymaßnahmen für wichtig, wenn es um den langfristigen Erfolg eines Unternehmens geht. Erstaunlich dabei ist, dass aber nur gut die Hälfte bei der Personalauswahl Vielfalt als Kriterium mit einbezieht.
Coworking Places
Collaboration ist aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Doch was heute noch vorwiegend real stattfindet, wird in Zukunft eher in virtuellen Räumen ablaufen. Für rund drei Viertel der befragten Personaler steht fest, dass Mitarbeiter in 15 Jahren überwiegend virtuell zusammenarbeiten werden. Der feste Standort im Büro wird dann von Coworking Spaces und Home Offices abgelöst worden sein. Ein Szenario, das heute noch unvorstellbar ist. So gaben lediglich vier Prozent der Personaler an, dass die Mitarbeiter in ihren Unternehmen ausschließlich im Home Office arbeiten. Die meisten Unternehmen bieten die Möglichkeit zur flexiblen Arbeit derzeit noch eher pro forma und aus Eigennutz an: 91 Prozent der Unternehmen wollen dadurch ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Ein Fünftel erhofft sich, auf diese Weise Kosten zu sparen.
Selfmanagement
In der komplexen Arbeitswelt von heute ist es kaum mehr möglich, dass ein Einzelner oben steht und alles überblickt. Autonomie und Selbstorganisation unter den Mitarbeitern nehmen daher schon heute einen hohen Stellenwert ein. Und ihre Bedeutung wird in den nächsten Jahren sogar noch steigen, denn: Die Komplexität nimmt aufgrund größerer Vernetzung weiter zu. Knapp zwei Drittel der befragten Personaler sind daher überzeugt, dass die klassische Top-down-Unternehmensführung in 15 Jahren durch agile Strukturen abgelöst sein wird. Jeder Siebte ist sogar der Meinung, dass es im eigenen Unternehmen in 15 Jahren keine HieÂrarchien und Führungskräfte mehr geben wird.