Der Typ, der in den ersten paar Minuten in dem Videofilm 'Würde ich mir folgen?' durch die Firma hechtet, ist eine Schreckschraube von Chef: ein Kontrollfreak, der grundsätzlich alles besser weiß als seine Mitarbeiter, diese vor versammelter Mannschaft zur Schnecke macht und - nicht zuletzt weil er meint, immer alles selbst entscheiden zu müssen - ziemlich durch den Wind ist... Nicht gerade der Vorgesetzte, dem man gerne folgt. Zum Glück für sich selbst, seine gepeinigten Mitarbeiter und den Zuschauer hat der Schreckenschef das aber irgendwann begriffen und sich zu einem kooperativ führenden Bilderbuch-Vorgesetzten entwickelt.
So tritt er dem Zuschauer in der nächsten Filmsequenz gelassen abgeklärt entgegen und erklärt, dass die vorhin gezeigten Szenen ein Rückblick auf seine ersten, von einem falschen Rollenverständnis geleiteten Jahre als Führungskraft seien. Der größte Teil des 18-minütigen Films ist sodann seinen Führungsfehlern im Einzelnen gewidmet, wobei der Protagonist stets zuerst in Gestalt seines früheren Ichs etwas falsch macht und in einer zweiten Szene demonstriert, wie man es richtig macht.
Dass der Kontrast zwischen dem früheren und heutigen Chef noch dadurch hervorgehoben wird, dass der Mann in den Rückblick-Szenen steif in Anzug und Krawatte, in den Gegenwartsszenen dagegen in ein sportives Sweatshirt gewandet ist, mag ein bisschen klischeehaft erscheinen. Aber immerhin erleichtert der symbolträchtige Kleiderwechsel dem Zuschauer das Umswitchen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und passt auch insgesamt ins Konzept des Films, der, um des pädagogischen Effekts willen - wie es bei solchen Trainingsvideos oft der Fall ist - ohnehin ein bisschen dick aufträgt. Allerdings hält sich das Burleske in Grenzen und die Protagonisten kommen mehrheitlich glaubwürdig rüber, wenn auch die Synchronisation des in den USA produzierten Films teilweise zu wünschen übrig lässt. Wer weiß, dass er von einem Trainingsvideo keine gedankliche Tiefschürferei, sondern im besten Fall einen unterhaltsamen Gedankenanstoß erwarten kann, dürfte mit dem kurzweiligen Film, der sich als Kick-off in Führungstrainings einsetzen lässt, insgesamt zufrieden sein.
Wer den Videomarkt schon etwas kennt, wird sich darüber hinaus von den 680 Euro, die der Film kostet, nicht schrecken lassen. Laut Anbieter - der Training Media GmbH aus Niedernhausen - ein durchaus üblicher Preis. Infos und Bestellung im Internet.