Welcher Trainer kennt Ruth Cohns Postulate zur partnerschaftlichen Kommunikation nicht? 'Sei dein eigener Chairman!' oder 'Störungen haben Vorrang' sind Spielregeln, die oft zu Beginn eines Seminars vereinbart werden. Manchmal zieren sie auch die Rückseite der Namensschilder, um den Teilnehmern immer wieder vor Augen zu halten: Du bist für Dich selbst verantwortlich. Wenn dir etwas nicht gefällt, dann sage es! Und tatsächlich ist es für den Trainer leichter, wenn er mit einer Seminargruppe arbeiten kann, die ihm zwischendurch Feedback gibt und nicht stillschweigend das Seminar über sich ergehen läßt, um anschließend zu meckern.
So sind es scheinbar einfache Prinzipien, die Cohn formulierte, um den Kommunikations- und Kooperationsstil von Gruppen zu verbessern. Ihr erstes Anliegen war jedoch, eine Erklärung dafür zu finden, warum Menschen andere brutal unterdrücken können. Die Antwort der Berliner Jüdin, die während des Nationalsozialismus nach Amerika floh: Die Menschen nehmen zu wenig am gemeinschaftlichen Leben teil. Gleichzeitig kümmert sich die Gemeinschaft zu wenig um den einzelnen. Vereinsamung und Vermassung sind ihrer Ansicht nach gleichermaßen lebensfeindlich. Grundsatz ihrer Lehre ist die individuelle und gemeinschaftliche Balance.
So entwickelte Cohn Mitte der fünfziger Jahre eine Form der Zusammenarbeit von Gruppen, basierend auf den Erkenntnissen der Psychoanalyse und der Gruppentherapie. Mitte der sechziger Jahre beschrieb sie die ersten Ansätze der TZI. Das zentrale Anliegen dieses überwiegend pädagogischen Konzeptes ist es, Gruppen ein lebendiges Miteinander-Lernen zu ermöglichen…