Ist es möglich, dass ein Unternehmen für alle Mitarbeiter eine Vier-Tage-Woche einführt, dabei die Einkünfte jährlich um 120 Prozent steigert und einen Jahresumsatz von zehn Millionen Dollar macht? Diese Frage stellt Ryan Carson, CEO des Online-Lernanbieters Treehouse in Portland, USA. Die Antwort darauf gibt er gleich selbst:'Ja, ist es.' Als Beweis führt Carson das eigene Unternehmen an, in dem alle 70 Mitarbeiter 32 Stunden in der Woche arbeiten und die genannten Kennzahlen erreichen. Gearbeitet wird von Montag bis Donnerstag, der Freitag ist für die Treehouse-Mitarbeiter frei.
Mit seiner ungewöhnlichen Arbeitszeitregelung heizt Carson eine Diskussion an, die Firmenlenker in Angst und Schrecken versetzt. Denn: Welcher Firmenchef fürchtet nicht erst einmal einen gewaltigen Produktivitäts- und Kontrollverlust, wenn er an eine unternehmensweite Teilzeitregelung denkt? Teilzeitpionier Carson kann die Bedenken durchaus nachvollziehen, doch lässt er sie nicht gelten: 'Es fühlt sich unmöglich an – bis man es versucht', schreibt er in seinem Blog.
Es zu versuchen, sollten Unternehmen nicht pauschal von sich weisen. Im Gegenteil: Die Anzeichen dafür, dass Firmen stärker als bisher über Teilzeitregelungen nachdenken müssen, werden deutlicher – und das aus mehreren Gründen. Einer davon ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die im Alltag mit dem bisherigen, klassischerweise ausgeübten Arbeitszeitmodell nicht wirklich in die Praxis umgesetzt werden kann. Denn: Arbeitet der Mann Vollzeit und die Frau zu 50 Prozent, lassen sich Familien- und Erwerbsarbeit nicht partnerschaftlich teilen. Arbeiten beide Elternteile jedoch zum Beispiel zu 80 Prozent, verbessert die Frau ihre beruflichen Chancen. Der Mann erhält mehr Spielraum für die Familie. Und beide Partner finden auch noch Raum für sich selbst.
Extras:- Von weniger Stress bis zu höherer Produktivität: Sieben gute Gründe für die Vier-Tage-Woche
- Service: Kurzrezension eines Buchs über die Vier-Tage-Woche und Hinweis auf vier weiterführende Webseiten