'Wir sind doch keine Sozialklempner', mag sich der Manager aus dem Wirtschaftunternehmen denken, wenn ihm die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas oder das Jugendamt als Vorbild präsentiert wird. Daß Wirtschaftsunternehmen von Non-Profit-Organisationen lernen, ist immer noch eine Ausnahme. 'Zwischen Mitarbeitern aus Profit- und Non-Profit-Organisationen bestehen viele alte Vorurteile', weiß Klaus Voßwinkel, geschäftsführender Gesellschafter der MPO-Beratung GmbH in Höchst.
Erste Annäherungen sind jedoch zu beobachten. So wissen einige Wirtschaftunternehmen die Methode der Supervision bereits zu schätzen. Sie hat sich in den vergangenen 30 Jahren im sozialpädagogischen und -therapeutischen Bereich entwickelt. Dort dient sie Pädagogen, Therapeuten und Beratern zur Reflexion ihres berufliches Handelns. Bei regelmäßigen, zwei- bis dreistündigen Treffen fragen sich die Mitarbeiter: Wie erfolgreich arbeiten wir im Alltag zusammen? Welche Denk- und Verhaltensmuster bzw. Strukturen behindern unsere Arbeit? Was müssen wir tun, um erfolgreicher zu sein?
Dies geschieht nicht aus reiner Debattierfreude. Vielmehr ist den Mitarbeitern der Non-Profit-Organisationen klar: Überall, wo Menschen zusammenarbeiten, spielen Emotionen wie Sympathie und Antipathie, Hoffnung und Angst eine wichtige Rolle. Sie bestimmen mit, welches Verhalten eine Person zeigt. Deshalb ist es für sie selbstverständlich, ab und zu einen Moment innezuhalten, um sich zu fragen: Warum habe ich bzw. haben wir in einer Situation so und nicht anders reagiert?
Oft ist dem einzelnen gar nicht bewußt, daß er bzw. warum er in vergleichbaren Situationen stets ein ähnliches Verhalten zeigt. Gleiches gilt für Teams und Arbeitsgruppen. Auch sie haben sogenannte blinde Flecken: Das heißt, sie nehmen gemeinsame Denk- und Verhaltensmuster, die sich immer wieder zeigen, nicht wahr. Deshalb ist bei Supervisionssitzungen stets ein externer Berater, der sogenannte Supervisor, anwesend…