Deutsche Manager sprühen vor Entscheidungsfreude, werden allerdings häufig ausgebremst. Das geht aus einer Studie der Akademie für Führungskräfte, Bad Harzburg und Überlingen, unter 560 Führungskräften hervor. Demnach fällt es Dreiviertel der Befragten leicht, schnell Beschlüsse zu fassen. Dass sich Entscheidungsprozesse gleichwohl häufig in die Länge ziehen respektive zu schlechten Ergebnissen führen, liegt nach Ansicht von gut 80 Prozent der Befragten daran, dass zu viele Köpfe mitmischen. Denn daraus ergeben sich häufig Macht- und Interessenkonflikte, wie Dreiviertel der Manager berichten.
Dass das Gros der Führungskräfte überzeugt ist, dass zu viele Köche den Brei verderben, bedeutet jedoch nicht, dass sie einen autokratischen Führungsstil favorisieren. Im Gegenteil: Fast alle geben an, dass ihnen die Einbeziehung der Mitarbeiter in den Entscheidungsprozess wichtig ist - allerdings nicht nur, um die Konsensfähigkeit der Beschlüsse zu steigern, sondern auch um neue Sichtweisen auf die Problematik und weitere Fakten zu gewinnen. Denn Dreiviertel der Befragten behaupten, sie entscheiden sich grundsätzlich erst dann, wenn sie alle relevanten Informationen zu besitzen glauben. Zumeist auf ihr Bauchgefühl vertraut dagegen nur jede fünfte Führungskraft.
Frappierende geschlechtspezifische Unterschiede im Entscheidungsverhalten konnten übrigens mit der Umfrage nicht enthüllt werden. Frauen entscheiden nicht grundsätzlich anders als Männer - allerdings glauben sie dies. Knapp 70 Prozent der weiblichen Führungskräfte sind überzeugt, dass sie meist auf anderen Wegen zu ihren Beschlüssen kommen als ihre männlichen Pendants; von den befragten Männern nehmen dies 'nur' circa die Hälfte an. Getragen wird diese Meinung vor allem von dem Klischee, dass Frauen emotional und Männer rational entscheiden. Dies wird durch die Umfrage-Ergebnisse jedoch nicht oder nur marginal bestätigt.
Neben dem Geschlecht wird auch dem Alter eine zu hohe Bedeutung zugemessen: Rund zwei Drittel der Führungskräfte sind der Auffassung, dass die Lebenszeit eine zentrale Rolle für die Entscheidungsfindung spielt. Doch 'alte Hasen' und 'junge Füchse' liegen in ihren Entscheidungsgewohnheiten kaum auseinander. Ein Unterschied zwischen den Generationen zeichnet sich jedoch ab: Je älter die Führungskraft ist, desto weniger impulsiv entscheidet sie. Zumindest ein Klischee konnte also bestätigt werden: Alter scheut das Risiko. Oder um es freundlicher auszudrücken: Ältere treffen ihre Wahl meist mit größerem Bedacht.
Die Studie kann unter www.die-akademie.de kostenfrei heruntergeladen werden.