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Studie über Elite in der Wirtschaft

Geschlossene Gesellschaft?

Ist bei der Besetzung von Spitzenpositionen in Unternehmen tatsächlich die Leistung des Kandidaten der ausschlaggebende Punkt? Dieser heiklen Frage ist die Personalberatung „Lachner Aden Beyer & Company“ – kurz: LAB – aus Düsseldorf in einer Studie nachgegangen. Für die in Kooperation mit dem Magazin Wirtschaftswoche erstellte Untersuchung hat das Unternehmen 859 Topmanager befragt. Das Ergebnis: Zwar vertritt ein großer Teil der Befragten (44 Prozent) die Position, dass in Deutschland prinzipiell jeder Begabte den Aufstieg in die Wirtschaftselite schaffen kann. Aber der Anteil derer, die glauben, dass der Zugang zur Wirtschaftselite nicht jedem möglich ist, ist ebenfalls recht groß: Gut 41 Prozent stimmen der Aussage, dass jeder aufsteigen kann, eher nicht bis gar nicht zu. Rund 15 Prozent sind unentschieden.

Verschärft werden diese Aussagen durch folgende Antworten: 66 Prozent der Befragten meinen, dass bei Beförderungen im eigenen beruflichen Umfeld die Zugehörigkeit zu bestimmten Netzwerken eine Rolle spielt. Bloß 20 Prozent streiten die Bedeutung solcher Seilschaften ab. Kongruent damit gehen die Ansichten der Manager, was Elite bedeutet: Zwar meinen rund 60 Prozent, dass der Elitebegriff mit herausragenden intellektuellen Fähigkeiten verbunden ist. Doch über drei Viertel erklärten auch: Elite definiert sich über Spitzenpositionen in Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur oder Gesellschaft. Für nur 25 Prozent steht der Elitebegriff für Menschen mit öffentlich bekannten, herausragenden Leistungen. Dagegen finden 28 Prozent, wer zu einer angesehenen Familie gehört, gehört zur Elite.

Gegen Machteliten haben Personalberater keine Macht

„Machteliten besitzen in Deutschland leider noch eine große Bedeutung“, konstatiert Dr. Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter der LAB. Für den Personalberater ist dies ein frustrierendes Ergebnis, das ihn allerdings nicht überrascht. „Als Personalberater beobachten wir, dass oft nicht gewollt
ist, die leistungsfähigsten – und passendsten – Bewerber in eine Position zu bringen.“ Stattdessen stelle manche Führungskraft lieber den schwächeren Kandidaten ein, um die eigene Position nicht zu gefährden. „Oder es dominieren Sympathiegefühle“, so Aden. Diese Erfahrung deckt sich auch mit den Untersuchungen des Soziologen Michael Hartmann. Laut Hartmann – der den Werdegang von Promovierten mit unterschiedlichem sozialen Backgrund untersucht hat – ist die deutsche Wirtschaftselite eine weitgehend geschlossene Gesellschaft. In diese findet man nicht allein aufgrund herausragender Fähigkeiten Einlass, sondern dadurch, dass man – nicht zuletzt aufgrund von Habitus und Auftreten – zum Club gehört. Dass das Schmoren im eigenen Saft auch für die Unternehmen Nachteile hat, dämmert den Mitgliedern der so genannten Elite immerhin selbst. So konstatiert ein Top-Manager in der aktuellen LAB-Befragung: „Das kastenartige Wesen der Wirtschaftselite lässt enorme menschliche Ressourcen ungenutzt.“

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