Einen alten Schreckensruf hat das Beratungsunternehmen Accenture als Headline für eine aktuelle Studie über die Internet-Generation bemüht. 'Hannibal vor den Toren' hieß es einst bei den alten Römern angesichts der vorrückenden Streitmacht aus Karthago. 'Millennials vor den Toren' heißt es nun bei Accenture. Gemeint sind die mit 'mobilen Endgeräten aufgewachsenen bzw. erwachsen gewordenen' Geburtsjahrgänge zwischen 1977 und 1994, die bald vor dem Eintritt ins Arbeitsleben stehen oder erst kurz im Job sind. Müssen Unternehmen die Jugend etwa fürchten wie seinerzeit die Römer die feindlichen Truppen? Dies nun nicht, aber – glaubt man der Studie – sie sollten sich darauf einstellen, dass es mit den Millennials nicht immer leicht ist. Denn: Was da auf die Firmen zukommt, sind Leute, die ihre ganz eigenen Vorstellungen von Selbstbestimmung, Technikeinsatz und Kommunikation am Arbeitsplatz haben.
So erwarten 77 Prozent der befragten Schüler und Studenten, am Arbeitsplatz Desktop-Programme der eigenen Wahl einsetzen zu dürfen. 82 Prozent der Schüler und Studenten wünschen sich darüber hinaus, selbst entscheiden zu dürfen, welchen PC oder Laptop sie bei der Arbeit benutzen. Für 65 Prozent der Schüler und Studenten und sogar 67 Prozent der jungen Berufstätigen ist für die Wahl eines Arbeitgebers entscheidend, ob er seinen Mitarbeitern neueste Technologien zur Verfügung stellt. Haben die Millennials indes das Pech, in einem Unternehmen gelandet zu sein, das kein State-of-the-Art-Equipment auf Lager hat, helfen sie kurzerhand selbst nach: Anwendungen und Technologien wie Social Networks, Instant Messaging und Handys sowie alternative Browser werden von zahlreichen jungen Mitarbeitern am Arbeitsplatz eingeschleppt – in vielen Fällen ohne Unterstützung der IT-Abteilung. Probleme sieht Accenture vor allem deshalb auf die Firmen zukommen, weil das Sicherheitsbewusstsein der Millennials gering ausgeprägt ist. Im Privatleben postet die Mehrheit hemmungslos über sich selbst und Freunde im Internet. 21 Prozent der Millennials wissen nicht, ob ihr Arbeitgeber es untersagt, Informationen über Arbeit und Kunden in Social Networks und Wikis zu verwenden, zehn Prozent bringen kein Verständnis für solche Richtlinien auf bzw. halten sich einfach nicht daran.
Unternehmen sind daher gefordert, sich mit Sicherheitsstrategien auseinanderzusetzen. Um qualifizierten und motivierten Nachwuchs zu gewinnen, kommen sie auch nicht darum herum, sich mit neuen Arbeitsmodellen sowie aktueller IT auseinanderzusetzen. Was ihnen allerdings zum Vorteil gereichen kann. Denn, so heißt es in der Untersuchung: Der Einfluss der Millennials treibt die Einführung flexibler, demandgetriebener Systeme und Techniken sowie webbasierter Prozesse und Interaktionen voran, die zukünftig ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein werden.
Was Millennials wollen – und bekommenVerwendung eines PCs/Laptops eigener WahlErwartungen von Schülern/Studenten 82%
Erwartungen von Berufstätigen 49%
Erlebte Situation im Job 34%
Verwendung Desktop-Programme der eigenen WahlErwartungen von Schülern/Studenten 77%
Erwartungen von Berufstätigen 49%
Erlebte Situation im Job 34%
Arbeit in virtueller Umgebung vom Ort eigener WahlErwartungen von Schülern/Studenten 54%
Erwartungen von Berufstätigen 51%
Erlebte Situation im Job 22%
Quelle: Studie 'Millennials vor den Toren – Anspruch der Internet-Generation an IT', Accenture 2009. Befragt wurden via Onlinebefragung insgesamt 570 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 32 Jahre.