Die Angestellten in der Personalabteilung gehören im Unternehmen zu den am meisten gestressten Mitarbeitern, gleich nach der Geschäftsleitung und in etwa gleichauf mit den Außendienstlern und Vertrieblern. Das jedenfalls geht aus einer Studie des Instituts für Werden & Wandel von Mensch und Organisation aus Kaltenkirchen hervor, an der sich 107 Großkonzerne beteiligt haben. Der Untersuchung zufolge gehören zu den am wenigsten gestressten Abteilungen unter anderem die Qualitätsabteilung, der Einkauf und die Buchhaltung. Gleichwohl lautet das Gesamtergebnis der Umfrage, an der überwiegend Leiter des Personalbereichs teilgenommen haben: Der Stress-Pegel in den Unternehmen ist enorm hoch. 89 Prozent der Firmen meinen, ihre Mitarbeiter seien mittel bis schwer gestresst. 97 Prozent sind darüber hinaus der Ansicht, dass der Stress in erster Linie die Führungskräfte betrifft.
Als Hauptursache von Stress machen die Befragten die nicht zuletzt durch Personaleinsparungen gestiegene Arbeitslast aus. Aus Sicht von 27 Prozent der Betriebe mit weniger als 1.000 Mitarbeitern und aus Sicht von 40 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ist Unterbesetzung eine wichtige Stressursache. Weiterhin wurden Zeit- und Termindruck als Stressauslöser genannt, aber auch häufige Veränderungsprozesse und ungünstige Führung, etwa mangelnde Prioritätensetzung durch die Führungskräfte, sprunghafte Entscheidungen, zu späte Delegation und Machtkämpfe. Stress hat nicht nur für die Mitarbeiter selbst negative Auswirkungen, sondern auch für das Unternehmen. Gut die Hälfte der Firmen jedenfalls beklagt Qualitätsverluste durch Stress. Häufige andere Symptome sind angespannte Atmosphäre, Hektik, aggressives Kommunikationsverhalten und höhere Fehlzeiten. Angesichts dieser Wirkungen meinten 39 Prozent der Unternehmen, dass der Stress ihr Ergebnis mittel bis stark beeinträchtige.
Trotzdem ist das Interesse an Stress abbauenden Maßnahmen nicht besonders groß - besonders nicht bei den Führungskräften. Die häufigsten Maßnahmen sind: Beachtung ergonomischer Richtlinien, Betriebssport, gesunde Ernährung in der Kantine. Seminare oder Coachings, die zum Stressabbau beitragen können, werden immerhin von gut 70 Prozent der Firmen angeboten. Der Hit dabei sind bis heute Zeitmanagement-Seminare, gefolgt von Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung und Entspannungstrainings. Doch mit Zeitmanagement ist es nicht getan, warnen die Autoren der Studie. Oft seien andere Probleme wie mangelnde Grenzensetzung und Helfersyndrom Teil des Problems. Zudem verweisen sie auf die Wirkung weiterer Maßnahmen, die auch von den Umfrageteilnehmern als mögliche zusätzliche Mittel zur Stressreduktion genannt wurden, etwa die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Sabbaticals, Änderungen der Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen sowie Schulungen der Führungskräfte. Infos zur Studie gibt es im Internet.