Sie galt als Powerfrau - in hohem Maße belastbar, immer verfügbar. Ludovica Brachinger-Franke ist Trainerin, Beraterin, Partnerin eines Beratungsunternehmens und allein erziehende Mutter. Als solche war sie früher 16 Stunden täglich im Einsatz. Bis irgendwann gar nichts mehr ging: Die Diplom-Pädagogin fühlte sich ausgebrannt und gesundheitlich angeschlagen. Dann bekam die damals 40-Jährige einen Bandscheibenvorfall, fiel mehrere Wochen aus.
Ein Leben auf der Überholspur, das sich plötzlich auf dem Standstreifen wieder findet - mit dieser Erfahrung ist Brachinger-Franke nicht allein. Wohin übermäßiger Stress in der Arbeit und im Privatleben langfristig führen kann, zeigt eine Statistik der Techniker Krankenkasse: Im Vergleich zu allen anderen Krankheitsbildern sorgen psychische Störungen wie das Burnout-Syndrom oder Zwangsstörungen, die oft durch Stress ausgelöst werden, noch vergleichsweise selten für Krankschreibungen - aber sie befinden sich in einer rasanten Aufholjagd: Allein von 2000 bis 2005 ist die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Störungen um 23 Prozent gestiegen.
Noch alarmierender ist für Arbeitswissenschaftler die Abwesenheitsdauer, die durch den mentalen Knockout zustande kommt: Sie entwickelt sich scheinbar unaufhaltsam nach oben. Will heißen: Die Fehlzeiten bei Blinddarmreizungen, Bandscheibenvorfällen oder Bauchfellentzündungen werden dank moderner Medizin immer kürzer - aber wer psychisch einmal aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann meist länger nicht mehr im Büro erscheinen. Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2005 sind die Ausfallzeiten wegen psychischen und Verhaltensstörungen um 24 Prozentpunkte gestiegen, so die Statistik.
Extras:
- Selbsttest: Wie viel Kraft verschlingt Ihr Alltag?
- Software-Test: Ausführliche Beschreibung und Bewertung einer PC-Simulation, mit deren Hilfe Mitarbeiter und Führungskräfte ihren Stress in den Griff kriegen sollen.
- Service: Hinweise auf drei Bücher sowie drei Internetseiten rund um das Thema Stressmanagement.