Das Café ist gut besucht, die Luft erfüllt von Stimmengewirr und Kaffeeduft. Auf runden Tischen flackern weiße Kerzen. Um jeden dieser Tische haben sich Gruppen von bis zu sieben Personen versammelt. Studenten, Rentner, Abteilungsleiter, Lehrer und Hausfrauen - alles ist vertreten.
Was auf den ersten Blick wie ein Kaffeeklatsch wirkt, hat Methode. Diese Menschen sind nämlich zu einem bestimmten Zweck zusammengekommen. Alle zwei Monate treffen sie sich, um Erfahrungen, Erlebnisse und Anekdoten auszutauschen, zuzuhören und zu diskutieren. Dabei steht immer ein bestimmtes Themen im Mittelpunkt. Heute beispielsweise geht es um die Frage, nach welchen Traditionen die Anwesenden Weihnachten feiern.
Die Methode, die hier beschrieben ist, nennt sich Storytelling- oder Erzählcafé und ist bislang vor allem in Großbritannien verbreitet: Interessierte treffen sich in einem Café oder einem anderen geschützten Raum, um sich Geschichten zu vorgegebenen Themen zu erzählen. Die Zielsetzung dieses unstrukturierten Erfahrungsaustauschs fällt ganz unterschiedlich aus: Er kann dem intergenerativen Austausch ebenso wie der Entwicklung von Soft Skills oder der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen dienen.
„Hinter dem Erzählcafé steht die These des Lernens durch Beobachten“, erläutert Simon Heid den didaktischen Ansatz. „Man lernt, indem man beobachtet, wie eine Person in einer Geschichte handelt. Dadurch erhält man neue Impulse für eigene Problemstellungen oder bekommt eine Bestätigung eigener Erfahrungen und Vermutungen.“
Extras:- Geschichten zum Lernen: Zwei Erzählungen aus der Storytelling-Plattform TALE.