Schlüsselszene beim imc-Kongress Ende Oktober 2002 in Ludwigsburg: Am ersten Kongresstag war der große Vortragsraum bis drei Uhr randvoll. Dann stand der Vortrag 'State of the Art und Trends in der Standardisierung von Lerntechnologien' an - und die Anzahl der Zuhörer im Saal schrumpfte auf gerade mal ein Viertel zusammen. Den darauffolgenden Vortrag über 'Entwicklungsbegleitende Normung im e-Learning' wollten nur noch ca. zehn Leute hören.
Das Thema Qualitätsstandards im e-Learning scheint auf wenig Interesse zu stoßen. Ein Eindruck, den auch aktuelle Studien stützen. Laut der jüngsten e-Learning-Studie von unicmind, Göttingen, z.B., setzen nur 36 Prozent der Unternehmen auf Zertifikate oder internationale Standards. Nur jedem dritten Unternehmen ist bekannt, welchen Normen der in ihrem Hause eingesetzte e-Learning-Content entspricht.
'Der Begriff 'Standard' wirkt abschreckend. Viele Leute aus der e-Learning-Branche assoziieren damit, dass didaktische Konzepte vorgeschrieben werden', versucht Jan Pawlowski von der Uni Essen, das mangelnde Interesse an den Qualitätsstandards zu erklären. Diese Vorstellung über e-Learning-Standards sei aber falsch. Es gehe in erster Linie darum, technische Basisvoraussetzungen zu schaffen. 'So wie man sich in der Automobilbranche darauf geeinigt hat, dass es sinnvoll ist, jeden PKW mit Stoßdämpfern, die in einer Höhe von 440 mm angebracht sind, auszustatten, gibt es auch im e-Learning-Bereich bestimmte Zweckmäßigkeiten', sagt Pawlowski.
Extras:
- Info-Kasten: Was bringen Standards im e-Learning?
- Übersicht: Von AICC bis SCORM - die fünf wichtigsten Standards im Überblick.