Die erste Empörung über das krasse Missverhältnis zwischen fachlichen und weichen Fähigkeiten weicht schnell einer klaren, strukturierenden Sicht, wenn der Begriff Karriere mit dem Begriff Führung in Verbindung gesetzt wird. Für den Erfolg als Führungskraft erkennen wir neben der fachlichen Kompetenz heute gewiss mitverantwortlich: methodische Kompetenz, soziale Kompetenzen und Selbstkompetenz.
Während die Methodenkompetenz im betrieblichen Führungsprozess als Managementfertigkeiten verstanden werden kann und Selbstkompetenz als das Können bei der Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit durch Selbstreflexion und Selbststeuerung, bleibt der Begriff soziale Kompetenzen merkwürdig unbestimmt. Allen Auslegungen gemein zu sein scheint, dass, wer auch immer von den sozialen Kompetenzen spricht, was auch immer er darunter versteht, für erstrebenswert erkennt. Was sollen nun wir unter sozialen Kompetenzen verstehen?
Es gibt Leute, die eine heute gekaufte Jacke, an der sie Zuhause einen Fehler entdecken, lieber zwei Jahre lang mit täglichem Ärger ungetragen im Schrank hängen lassen, als sie gleich morgen zu reklamieren. Es gibt andere, die in der gleichen Angelegenheit am nächsten Morgen in einer Riesenszene den ganzen Laden aufmischen und sich danach dort eigentlich nicht mehr sehen lassen dürften. Blind ausrasten, verärgert hinnehmen, beides ist schädlich. Es gilt, sich angemessen zu verhalten - aber was ist das? Ärgern wir uns nicht bisweilen, dass wir einem lästigen Mitmenschen nicht zur rechten Zeit klar gemacht haben, wie wenig willkommen er hier im Moment ist? Dass wir eine herrliche Gelegenheit zu einem passenden Kompliment ungenutzt verstreichen lassen haben? Dass wir uns einfach nicht trauen, den Kontakt zu einem möglichen begehrten Partner zu knüpfen?