Wenn Rainer Wälde morgens Facebook aufruft, geht ihm manchmal der Hut hoch. 'Einfach unhöflich' findet er, was da vermeintliche Freunde auf seiner Startseite mitunter posten. Allergisch reagiert er etwa, wenn Trainerkollegen ständig Seminarhinweise hinterlassen. 'Das ist plumpe Werbung', ärgert sich Wälde. Mit Höflichkeit kennt sich der 51-Jährige gut aus, denn Wälde hat unlängst für den Deutschen Knigge-Rat einen Leitfaden zum guten Stil in sozialen Netzwerken formuliert. Auszug: Bleiben Sie authentisch, reagieren Sie humorvoll, belästigen Sie Ihre Kontakte nicht. Sehr zu Wäldes Überraschung kam das Benimm-Brevier sogar bei der latent zynischen jungen Netzgemeinde gut an. 'Einige meinten, das müssten mal ihre Eltern lesen – weil die so sorglos alles im Netz posten', lacht der Trainer und Journalist.
Die Reaktion zeigt: Was den Umgang mit den neuen Kommunikationsmedien angeht, herrscht noch viel Unsicherheit – obwohl rein statistisch schon jeder vierte Deutsche auf Facebook aktiv ist. 'Gerade bei den Älteren gibt es noch Aufholbedarf', meint Wälde. Wie groß das Verlangen nach Leitplanken ist, zeigt ein Blick ins Netz: Rund um das richtige Verhalten auf Facebook sprießen die goldenen Regeln, Todsünden-Kataloge und Listen. Sogar die Deutsche Fußballnationalmannschaft hat vom Teamchef Oliver Bierhoff unlängst eigene Social-Media-Regeln verpasst bekommen.
Dabei erscheint der Grundsatz ziemlich einfach: Was offline gilt, gilt auch online. 'Ich finde nicht, dass sich viel geändert hat. Networking ist heute so wie vor 20 Jahren, nur dass die Zugangshürden niedriger sind', sagt Thilo Specht, Berater bei der PR-Agentur Burson Marsteller, Frankfurt am Main. Der passionierte Blogger meint, dass genau jene Umgangsformen, die früher vielleicht auf einer Party gegolten haben, auch in Netzgesprächen ihre Berechtigung haben.
Extras:- Social Media Knigge: Die wichtigsten Regeln
- Service: Hinweis auf einen Fachartikel über Selbstmarketing mit Social Media und auf zwei Webseiten mit weiterführenden Informationen