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Sinkende Frauenarbeitszeit

Abhängig vom Ehemann

Das klingt erst mal fortschrittlich: In Deutschland sind immer mehr Frauen erwerbstätig. 2006 gingen 61,5 Prozent aller weiblichen Bundesbürger im Alter zwischen 15 und 64 Jahren einer Berufstätigkeit nach. Damit stieg die Quote seit 2001 um beachtliche 2,8 Prozent – wobei der Zuwachs vor allem auf berufstätige Frauen mit Kindern zurückzuführen ist. Das Plus entspricht dem, was die Politik im Zuge der europäischen Beschäftigungsstrategie anstrebt: nämlich, die Frauenarbeitsquote bis zum Jahr 2010 auf mindestens 60 Prozent zu heben. Aber: Die in Deutschland schon jetzt erreichten 61,5 Prozent sind gar nicht so bemerkenswert, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Das belegt eine jüngst durch das 'Institut Arbeit und Qualifikation' (IAQ) der Universität Duisburg-Essen veröffentlichte Untersuchung im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung: Der sogenannte Arbeitszeit-Monitor ist eine Sonderauswertung des Mikrozensus. An dieser amtlichen statistischen Erhebung sind regelmäßig ein Prozent aller deutschen Haushalte beteiligt. Die Sonderauswertung erfolgte im Herbst 2008 und ermöglicht, so die Autoren, 'ein differenziertes Bild von Beschäftigungs- und Arbeitszeittrends'.
 
Demnach ist zwar der Gesamtanteil arbeitender Frauen gestiegen, aber der Anteil vollzeitbeschäftigter Frauen stagniert seit 2001 und ist unter den EU-Durchschnitt gesackt. Die Arbeitszeiten deutscher Frauen sind die zweitkürzesten in Europa. Sie sind sogar die kürzesten, wenn man ausschließlich die Teilzeitarbeitsverhältnisse betrachtet. Die Teilzeitquote von Frauen stieg zwischen 2001 und 2006 von rund 39,9 auf ca. 45,8 Prozent. Ein großer Teil davon geht auf die Zunahme von Minijobs zurück. Faktisch wuchs also ausschließlich die geringfügige Beschäftigung von Frauen. Obwohl die durchschnittliche Arbeitszeit vollzeitbeschäftigter Frauen zwischen 2001 und 2006 leicht (um 0,3 Prozent) zunahm, führte dieser wachsende Anteil an Teilzeitbeschäftigung zu einem Absinken der Arbeitszeit aller Frauen um durchschnittlich eine Stunde pro Woche. Die Kluft zwischen den Arbeitszeiten von Männern und Frauen hat sich damit binnen fünf Jahren vergrößert – vor allem, was arbeitende Väter und Mütter angeht. Es gilt die Regel: Je mehr Kinder ein Mann hat, desto länger sind seine Arbeitszeiten, je mehr Kinder eine Frau hat, desto kürzer arbeitet sie. Fazit: Bislang haben die öffentlichen Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Einführung von Elterngeld und Kinderbetreuungsangeboten den Frauen nicht nennenswert weitergeholfen. Gleichzeitig nämlich zementierten Faktoren wie Ehegattensplitting und Minijobs die Rolle der Frau als Hinzuverdienerin – und damit ihre Abhängigkeit vom Ehemann, so der Report.

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