Lego verlässt seinen angestammten Weg. Das neueste Produkt des Spielzeugherstellers ist keine der üblichen blau-weißen Schachteln mit bunten Plastikklötzchen, sondern ein Film. 'The Lego Movie' fährt seit dem US-Start im Februar 2014 dreistellige Millionen-Dollar-Umsätze ein. Wird aus dem Spielzeuganbieter nun ein Entertainment-Konzern? 'Nein!', rief Lego-Firmenchef Jørgen Vig Knudstorp der Business-Community in einem Medieninterview zu. 'Unser Fokus liegt klar auf den Bausteinen.' Der neue Film sei nur eine Einmal-Aktion. Die 60-Millionen-Dollar-Produktion soll neue Kundengruppen auf die Bausteine und Männchen aufmerksam machen. Aber ins Filmgeschäft steigt Lego damit nicht ein.
Die Dänen wissen, warum sie das so klar sagen. Denn mit einem überdehnten Angebot haben sie sich schon einmal die Finger verbrannt. Lange her ist das noch nicht. Um die Jahrtausendwende war das Familienunternehmen auf vielen Märkten unterwegs. Man entwickelte Software, betrieb Ferienparks, vermarktete Spiele für Erwachsene – und ließ das angestammte Spielsachen-Geschäft wie nebenbei mitlaufen. Folge: Die Marke verwässerte, das Unternehmen verzettelte sich. Der Umsatz brach ein, 2002 stand Lego kurz vor dem Konkurs. Erst als die Eigentümerfamilie das Steuer herumwarf und sich wieder auf das Geschäft mit den Spielzeugklötzchen und -figuren konzentrierte, kam Lego aus der Krise.
Für die Traditionsfirma, mit deren Produkten Generationen von Kindern schöne Stunden verbrachten, war es ein nötiger Befreiungsschlag. Die Verantwortlichen bei Lego räumten auf und legten Kern und Stärke des Unternehmens wieder frei – eine Praxis, von der auch andere Unternehmen lernen können.
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