Von der ersten Sekunde an heißt es bei diesem Seminar: Ab ins kalte Rhetorik-Wasser. Nach dreißig Minuten steht die erste Teilnehmerin bereits vor der achtköpfigen Frauengruppe und übt sich im Sprechen. Ohne lästige Diskussion zeichnet eine Videokamera alles auf.
Während sich eine nach der anderen mit dem Satz 'Der Kaplan pappt Pappplakate' abmüht, beschreibt die Seminarleiterin Gabriele Zienterra, was bei solchen Sprechsituationen wichtig ist: 'Atmen, Trinken und stabilisieren', lautet das Erfolgsrezept. 'In Stresssituationen ist kein Mensch normal', erklärt sie. 'Drücken und knuddeln Sie ihren Daumen ruhig, dadurch wird Spannung abgeleitet. Aber bitte immer oberhalb der Gürtellinie.'
Man schwanke in solchen Situationen immer zwischen Angst und Flucht (am liebsten kurz vor dem Besprechungsraum) oder Angriff (ja, ich ziehe es durch). Wer sich mit kleinen Checklisten-Karten in der Hand sicherer fühlt, sollte sie mitnehmen, 'schließlich geht ein Cowboy auch nur in den Ort, wenn er seinen Colt dabei hat.'
Die Trainerin Frau Zienterra hat Schauspielunterricht genommen und dort das Spiel mit Rhetorik und Gesten gelernt. Engagiert und zügig, aber ohne Druck, führt sie ihre achtköpfige Gruppe durch die zwei Tage. Fragen, soweit sie überhaupt nötig sind, werden kompetent beantwortet. Menschen zu trainieren macht ihr Spaß und das merkt man. Sie feuert einzelne Teilnehmerinnen bei ihren Vorträgen an und gibt individuelle Unterstützung, so dass auch aus der piepsigsten Stimme ein lautes und selbstbewusstes Organ wird.
Am ersten Seminartag stehen neben der Außenwirkung folgende Themen auf dem Programm: Körpersprache, das dramatische Prinzip, Selbst-PR, Stimm-Modulation und Störunanfälligkeit.