Noch nie wurde in Seminaren und Trainings so viel gespielt wie heute. Noch nie gab es eine so große Auswahl an Büchern mit Kennenlern-, Bewegungs-, Transfer-, Lern-, Knobel-, Feedback-, Meditations- und anderen Spielen.
Mich erinnert das an den Boom bei den Nahrungsergänzungsmitteln. Die Vitaminpillen sollen Schwung ins Leben, die Spiele Schwung ins Seminar bringen. Vitaminpillen und Spiele beruhigen unser schlechtes Gewissen. Analog zu: „Ich rauche, esse zu viel Fastfood und bewege mich zu wenig. Aber dafür habe ich jetzt meine Gesundheitspillen!“ heißt es: „Ich weiß, dass mein Seminar dringend renoviert werden müsste. Aber jetzt habe ich ja ein paar starke Spiele!“
Eine weitere Gemeinsamkeit von Vitaminpräparaten und vitalisierenden Spielen im Training sind unerwünschte Nebenwirkungen. Zu hohe Dosierungen sind bei manchen Vitaminen ungesund. Und auch manche Spiele sind keineswegs so harmlos wie sie scheinen. Unversehens können sie daneben gehen. Wo man glaubte, Schwung hineinzubringen, hat man am Ende Porzellan zerschlagen.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis: Ein befreundeter Trainer hat mir vor Jahren ein Kennenlernspiel für die Anfangssituation empfohlen. Die Teilnehmer sollen Gemeinsamkeiten untereinander finden. Dazu teilt man die Anwesenden nach Zufall (z.B. indem man sie farbige Wollfäden ziehen lässt) in Vierergruppen ein. Für jede Gruppe steht eine Pinnwand mit Papierbespannung bereit. Zuerst verfertigt jeder Teilnehmer von einem anderen Mitglied aus seinem Team auf einer runden Pinnwandkarte ein Portrait. Diese Porträts bringen die Teilnehmer wie eine Ahnengalerie in einer Reihe oben an der Pinnwand an. In zehn Minuten soll nun jede Kleingruppe möglichst viele Merkmale herausfinden, die alle Mitglieder gemeinsam haben.
Extras:
- Vor- und Nachteile des Kennenlern-Spiels „Gemeinsamkeiten finden“.
- Das müssen Trainer für den erfolgreichen Einsatz von Seminarspielen wissen.
- Zwei Start-Spiele für Softskilltrainings.