Der Dozent hebt den Zeigefinger: 'Sobald Intelligenz zum Schaden anderer genutzt wird, spricht man nicht mehr von Intelligenz', postuliert er und stellt die Erfahrungen der Führungskräfte, die in einer Runde vor ihm sitzen, auf den Kopf. Mobbing, Psychoterror, glänzend eingefädelte Intrigen? Dabei soll Intelligenz nie eine Rolle gespielt haben? Da sind die Erfahrungen der zehn Seminar-Teilnehmer, die bis zu 500 Mitarbeiter führen, anders: Intelligent genutzte Boshaftigkeiten begegnen ihnen im Arbeitsalltag oft.
Im Seminar 'Emotionale Intelligenz für Führungskräfte' auf Schloß Krickenbeck am Niederrhein bahnt sich erneut eine fruchtlose Diskussion an. Ist Intelligenz gut oder böse oder beides? Die Teilnehmer suchen nicht mehr ernsthaft nach einer Antwort, denn zu diesem Zeitpunkt ist das Seminar längst aus dem Ruder gelaufen. Die beiden Dozenten haben ihre Glaubwürdigkeit als geeignete Trainer verspielt, die Teilnehmer sind tief enttäuscht und fühlen sich um ihr Geld (1.500,- Mark plus MwSt.) betrogen. Einer ist bereits abgereist.
'Wenn Welt-Artistik versprochen wird, dann darf kein Kinderzirkus kommen', meint Martin Marquardt*, Manager aus Berlin. Denn der Text im Seminar-Programm der Lufthansa Consulting hörte sich vielversprechend an. Von Emotionaler Intelligenz als der treibenden Kraft des 21. Jahrhunderts war die Rede. Die Teilnehmer sollten ihren eigenen E.Q. ermitteln und dieses einzigartige Potential weiterentwickeln. Nichts davon geschah. Wie jede gute Werbung versprach die Ausschreibung ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt: Das 'Fließen', der Weg zur Höchstleistung, sollte im Seminar vorgestellt werden. Gar nichts floß, das 'Fließen' wurde mit keinem Wort erwähnt…