Wenn wir mit etwas nicht zurechtkommen, eine Angelegenheit uns Schwierigkeiten bereitet und wir nicht weiterwissen, holen wir uns Hilfe. Zunächst sprechen wir vielleicht mit dem Partner oder einem Freund, kaufen Ratgeberbücher oder – wenn es sich um ein gravierendes Problem oder eine längerfristige Krise handelt – suchen wir die Unterstützung eines Coachs oder Therapeuten. An eine Person wenden wir uns häufig aber nicht. Und zwar ausgerechnet an die Person, die uns am besten kennt, die mehr über uns weiß als sonst jemand, die sogar Dinge über uns weiß, derer wir uns nicht bewusst sind – an uns selbst. Statt nach Lösungen in uns zu suchen, reden wir lieber mit anderen.
Das liegt vor allem daran, dass die anderen leichter verfügbar sind, als wir selbst. Denn um mit uns selbst in Dialog zu treten, braucht es Selbstaufmerksamkeit und vor allem Ruhe. Und diese einzuhalten fällt uns in unserer unruhigen Welt schwer. Wie viel leichter ist es, mit einem Freund zu reden, als in sich selbst hineinzuhorchen? Oder auch nur fünf Minuten still zu sitzen und auf sich selbst zu achten?
Die gute Nachricht ist: Man kann trotzdem recht leicht mit sich selbst in einen kommunikativen Austausch kommen. Und zwar indem man sich selbst schreibt. Sich selbst zu schreiben ist leichter als mit sich selbst zu reden, weil der Prozess des Schreibens die Aufmerksamkeit einfordert, die beim Selbstdialog so leicht abdriftet. Die folgenden Übungen sind zum einen als Training zu verstehen, sich selbst Aufmerksamkeit zu schenken und seinen eigenen Motiven, Gefühlen und Gedanken gegenüber achtsamer zu werden. Zum anderen geht es darum, sich selbst besser kennenzulernen. Im Idealfall führt beides die Selbstbeziehung auf eine neue Stufe: Man wird sich selbst ein guter Begleiter und Berater, der einem vielleicht nicht immer, aber oft weiterhelfen kann.
Extra:Literaturtipps:
Das Buch 'Schreiben als Selbstcoaching' von Silke Heimes ist im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen und kostet 14,99 Euro, außerdem Hinweis auf einen Fachartikel