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Schwarzbuch Weiterbildung

Underdogs der Trainingsbranche

Seit Langem schon macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gemeinsam mit dem Bundesverband der Träger beruflicher Bildung BBB und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für bessere Arbeitsbedingungen im Segment der öffentlich finanzierten Weiterbildung stark. Um ihre Forderung zu untermauern, hat die GEW Mitte September 2010 ein 'Schwarzbuch Beschäftigung in der Weiterbildung' vorgelegt. Wie bei einem Schwarzbuch üblich, enthält die Broschüre v.a. exemplarische Erfahrungsberichte von Betroffenen, die die Sicht des Herausgebers stützen. Ergänzend findet sich im Anhang eine Expertise des Instituts für Berufs- und Weiterbildung an der Fakultät für Bildungs-wissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Dieser Expertenbeitrag unter Federführung von Rolf Dobischat kommt auf der Basis einer neuen qualitativen Studie (14 Tiefeninterviews) und unter Hinzuziehung quantitativer Daten der vergangenen Jahre zu dem Schluss, dass in der Weiterbildungsbranche eine Polarisierung stattgefunden hat: Auf der einen Seite stehen demnach die im Schnitt gut verdienenden Trainer und Coachs der überwiegend privat finanzierten betrieblichen und beruflichen Weiterbildung. Auf der anderen Seite stehen die Lehrkräfte, die in der allgemeinen und öffentlich finanzierten beruflichen (außerbetrieblichen) Weiterbildung tätig sind.

Was Dobischat in seiner Expertise beschreibt, untermauern auch die im Schwarzbuch vorgestellten Einzelschicksale: Sparmaßnahmen seitens der Politik führten zu einem verschärften Wettbewerb unter den Trägerinstituten, die durch Personalentlassungen, Arbeitsverdichtung, Gehaltskürzungen und den vermehrten Übergang zu Honorarverträgen Preisdumping betrieben, um das Rennen im Kampf um die öffentlich finanzierten Bildungsaufträge zu machen. Leidtragende dieser Entwicklung sind laut Schwarzbuch vor allem die Honorarkräfte, deren Status eher abhängig Beschäftigten ähnelt als selbstständigen Unternehmern, allerdings ohne die Vorteile der Festanstellung. Aufgeführt ist etwa das Beispiel der 18.000 Kursleiter von Integrationskursen, die nach Weisungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF) durchgeführt werden: Sie können mitnichten ihre Honorare frei aushandeln. Denn das Amt zahlt dem Bildungsträger eine feste Summe pro Teilnehmer und Stunde. Seit Anfang 2010 sind dies 15 Euro die Stunde, wovon laut GEW 3,50 Euro netto übrig bleiben, wenn die Sozialversicherungsabgaben und die nicht vergütete Zeit für Vor- und Nachbereitung der Stunden eingerechnet werden.
 
Hinzu kommt der GEW zufolge die emotional belastende Beschäftigungsunsicherheit: etwa Verträge von sehr kurzer Dauer und das Risiko, dass, wenn ein Kurs kurzfristig vom Bildungsträger abgesagt wird, der Verdienst  komplett ausfällt. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlter Urlaub – all das ist nicht drin für die selbstständigen Weiterbildner. Während indes ihre für die freie Wirtschaft tätigen, meist besser verdienenden Berufskollegen diese Nachteile in Kauf nehmen können, haben die im Staatsdienst tätigen freien Erwachsenenbildner laut Dobischat im Schnitt nur ein monatlich verfügbares Einkommen von 800 bis 1.100 Euro – und damit kein gutes Polster, um die Unsicherheiten der Freiberuflichkeit abfedern zu können. Übrigens auch nicht, um für die eigene Fortbildung zu sorgen. Die im Schwarzbuch zu Wort kommenden Betroffenen klagen denn auch, dass die vorherrschenden Bedingungen auf die Qualität ihrer Arbeit abfärben. Die GEW fordert deshalb die regelmäßige, vom Arbeitgeber getragene Fortbildung der Lehrkräfte. Inwieweit Qualitätseinbußen tatsächlich aus den prekären Verhältnissen resultieren, muss laut Dobischat allerdings noch weiter erforscht werden. Ein Schwarzbuch kann schließlich immer nur ein erschreckendes (freilich aber auch interessengetriebenes) Schlaglicht auf die Lage werfen.

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