Wissen

Satirestück über Business-Ratgeber

Zu tief ins Buch geschaut

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Der Arbeitstag könnte so angenehm sein – wenn da nicht die lieben Kollegen wären. Zum Glück gibt es genug Ratgeber, die erklären, wie man mit schwierigen Zeitgenossen im Büro umzugehen hat. Ein Büromärchen über einen, der zu viele von diesen Büchern gelesen und zu wenig (über sich selbst) nachgedacht hat.
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Mein Name ist Michael Schmitt. Ich arbeite in einer mittelgroßen Firma einer mittelinteressanten Branche im mittleren Management, die irgendwo im deutschsprachigen Raum liegt. Um vier Minuten nach neun betrete ich das Büro. Damit bin ich auf der einen Seite noch ziemlich pünktlich, unsere Kernarbeitszeit beginnt um neun Uhr. Auf der anderen Seite signalisiere ich durch die kleine Verspätung, dass ich eine Stellung erreicht habe, in der man es mit Regeln nicht mehr so genau nehmen muss.

In alle angrenzenden Abteilungen schicke ich ein 'Guten Morgen', freundlich genug, dass niemand denken könnte, ich sei schlecht gelaunt, aber auch nicht so freundlich, dass jemand auf die Idee kommen könnte, ich wolle mich einschleimen. Während mein Rechner hochfährt, schlendere ich ins Nachbarbüro und checke meinen Beliebtheitsgrad. Drei bis vier Minuten plaudern, scherzen, Anteil nehmen. 'Na dann, frohes Schaffen, ich geh erst mal meine Mails checken', sage ich am Ende einen Tick zu laut. In einem Ratgeber für Führungskräfte habe ich einmal gelesen, drei Prozent lauter zu sprechen als notwendig bringt 30 Prozent mehr Aufmerksamkeit. Manchmal rufe ich auch so etwas wie 'Ich geh erst mal meine Mädels checken … uuups, Freud’scher Versprecher! Hahaha.' Mit einem Lachen ein Gespräch zu beenden, stand in demselben Ratgeber, stärkt die soziale Bindung. Ich lache auch drei Prozent lauter als notwendig. Solche Weisheiten kann man auch kombinieren.

Das fällt mir leicht, denn ich kenne viele davon. Business-Ratgeber habe ich regalreihenweise gelesen, ohne sie wäre ich – das gebe ich frank und frei zu – sicher noch nicht so weit oben auf der Karriereleiter. Besonders profitiere ich von den Anleitungen für den Umgang mit schwierigen Kollegen, die die klugen Büchlein liefern. Denn dass man in den Unternehmen auf fast genauso viel skurrile Typen trifft wie in einem Irrenhaus, ist ja allgemein bekannt.

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