Deutschlands härtester und teuerster Trainer, Rolf H. Ruhleder, ruft mich auf die Bühne. Blitzschnell schießt mir durch den Kopf, was ich alles von ihm gelesen und gehört habe. Von Teilnehmern, die vorgeführt werden. Von 'Attacken des Trainers', vor denen selbst ein Zuhörer in der letzten Reihe des Saales nicht sicher ist. Von seiner Spezialität, einen Teilnehmer 'zunächst einmal ins Fettnäpfchen treten zu lassen'. Und ich erinnere mich an das Urteil der WirtschaftsWoche: 'Ruhleder setzt ganz auf die Kraft der Frustration, auf Lernen durch schmerzhafte Erfahrung.'
Nun also ich. Unter den gut 400 Zuhörern im Saal bin ich sein Vorführobjekt geworden. 'Wie wehre ich mich gegen unfaire Einwände?' lautet die Trainingseinheit. Eine Dame in der ersten Reihe, ich erkenne Rolf Ruhleders Frau, macht den Anfang. Wie ich es denn wagen könne, ohne Sakko auf die Bühne zu kommen, fragt sie. Das sei ja schlechter Geschmack. Darauf bin ich nicht eingestellt – aus gutem Grund. Solchen Angriffen begegne ich nicht, womöglich weil ich anders in den Wald hineinrufe. Also protestiere ich, frage Ruhleder auf der Bühne: 'Was mache ich denn, wenn niemand so mit mir spricht?' Ruhleders Antwort ist kurz: 'Ja, wer hätte das gedacht, das hätte ich nie für möglich gehalten. Der Nächste bitte!' The show must go on.
Also darf der Nächste eine kritische Frage stellen. 'Warum haben Sie eigentlich keinen Gürtel an?', fragt er. Verblüfft schaue ich nach unten und stelle fest, dass ich doch einen Gürtel trage. Das Publikum amüsiert sich köstlich ... Während es so weitergeht, wird mir klar, worum es bei Ruhleder geht: um die Form. Natürlich: Die Form ist wichtig. Aber steht sie nicht zumindest gleichberechtigt neben dem Inhalt?