Es war in der ersten Kaffeepause des ersten Seminartages. Im Pausengespräch ging es um Energie und Umweltschutz. Plötzlich setzte einer meiner Teilnehmer zu einem berauschenden Plädoyer für 'Sonnenkraftwerke' an. Mit seinem ganzen Herzblut schilderte er all die Vorteile dieser Technologie. Binnen kürzester Zeit hatte er eine Traube von mindestens acht weiteren Teilnehmern um sich versammelt, die andächtig lauschten. Ich dachte: 'Ob dieser Mann eigentlich weiß, wie gut er reden kann...?'
Meine Annahme ist: Jeder Mensch kann frei reden und begeistern - er weiß es nur (meist) noch nicht. Das Können steckt in jedem Menschen. Es muss nur zum Vorschein kommen. Und das ist der Punkt, an dem es meistens hapert: Menschen sagen nicht deshalb nicht, was sie zu sagen haben, weil sie nicht wissen, wie es geht, sondern weil sie im Moment der Rede meist aus allen positiven Ressourcen herausfallen. Dies passiert ihnen u.a., weil sie meinen, sie müssten etwas 'richtig' machen, sie müssten die eine einzige 'richtige' Rede halten - und so verkrampfen sie. Doch die einzig richtige Art des Präsentierens gibt es nicht.
Wir haben unzählige Möglichkeiten, mit einer Rede oder Präsentation zu wirken. Keine ist per se schlecht oder gut. Es kommt vielmehr auf das Redeziel, den Kontext, das Auditorium und zu allererst auf die Persönlichkeit des Redners an: Was passt am besten zu ihm? Vielleicht sollten wir die Kunst der Rhetorik für jeden Teilnehmer neu erfinden?!
Extras:
- Übung: So findet man zu seiner natürlichen Stimmlage.
- Info-Kasten: 10 Appelle an Rhetorik-Trainer.