Beratungsfirmen oft schlechter als Banken

Für Beratungsunternehmen peinlich ausgefallen ist eine neue Studie des Instituts für Gegenwartsforschung aus Stuttgart. Das Institut ist in seiner Untersuchung - unter anderem unter Einsatz verdeckter Ermittler - der Frage nachgegangen, wie Unternehmen verschiedener Branchen (näher betrachtet wurden zunächst Banken und Beratungsfirmen) ihr Bewerbungsprozedere im Griff haben, wenn es um die Ansprache und Auswahl von Führungskräften geht. Das Gesamtergebnis: Es gelingt den Personalabteilungen im Durchschnitt lediglich befriedigend, geeignete Bewerber zu finden und als solche zu identifizieren.

Das Erstaunlichste aber: Die Spezialisten für Finanzkapital, die Banken, kamen im Rahmen der verdeckten Tests deutlich besser weg als die Beratungsfirmen, die doch eigentlich von Haus aus auf das Thema Humankapital abonniert sind. 'Von der Stellenausschreibung, die ganzjährig ausgeschrieben ist oder der Personalabteilung unbekannt ist bis hin zu zerknitterten und kaputten Bewerbungsunterlagen, die man mit Flecken zurückerhält - es gibt anscheinend nichts, was es nicht gibt', kommentiert Institutsleiterin Annekatrin Gabriel bedenkliche Einzelergebnisse der Tester.
Das Institut hatte zunächst 2.852 Experten und Führungskräfte darum gebeten, ein Ranking von Branchen, die für potenzielle Bewerber interessant sind, zu erstellen. In diesem Ranking landete die Consultingbranche auf Platz eins, die Banken nahmen Rang zwei ein. Als Nächstes wurde eine Liste aller in Deutschland ansässigen Betriebe aus diesen Branchen erstellt, aus der die Experten wiederum jeweils zehn herausfilterten, die ihnen besonders attraktiv erschienen. Auf diese jeweils zehn Betriebe wurden je zehn Probanden angesetzt, die sich auf je zwei Stellen in dem Unternehmen bewarben - und ihre Erfahrungen in einem standardisierten Fragebogen festhielten. Die Unternehmen wurden nachträglich davon in Kenntnis gesetzt, ob sie unter den heimlich Getesteten waren. Ihre Namen werden nicht veröffentlicht, doch, so Gabriel: 'Auf Wunsch informieren wir detailliert über die Stärken und Schwächen des eigenen Personalmarketings.' Die Untersuchungen finden derzeit noch in weiteren Branchen statt. Die Gesamtergebnisse können voraussichtlich ab Mai 2008 in anonymisierter Form angefordert werden.