'Es lebe die Freiheit, es lebe das Geld', dachte sich Philipp David, als er das Schreiben des Branchenriesen in der Hand hielt, für den er bereits seit einigen Jahren die Mitarbeiterschulungen leitete. Der Goliath wollte Geld sparen, der David sollte Geld gewinnen, und die Rechnung war so einfach, dass David sie selbst schon einige Male durchgedacht hatte, ohne dass dem allerdings konkrete Schritte gefolgt wären. Die nahm ihm nun der Goliath ab. Eine Unterschrift, mehr brauchte es nicht, um die Monatseinkünfte zu verdoppeln. Und das würde so funktionieren:
David ist freier Trainer, einen Arbeitgeber hat er an sich nicht. Dennoch laufen alle seine Aufträge über ein und dasselbe Fortbildungsunternehmen: die Fux AG. Die verfügt über einen guten Ruf in der Branche, über langjährige Erfahrung und vor allem über die nötigen Kontakte. Seit 1992 lässt sich David nur noch über die Fux AG vermitteln, die letzten Jahre hat er seine Seminare ausschließlich bei besagtem Branchenriesen abgehalten und sich dabei immer mehr auf dessen besondere Bedürfnisse spezialisiert. Dass der stets an Fux zahlte und Fux an ihn, war David schon seit langem ein Dorn im Auge, und auch wenn er nicht wusste, wie viel genau die Fux AG für ihn in Rechnung stellte, so war er sich sicher, dass von diesem Kuchen nichts weiter als ein paar Krümel für ihn absprangen.
Nun hatte sich also der Goliath direkt mit dem David in Verbindung gesetzt. David hielt ein konkretes Angebot für sechs Seminare in den nächsten zwölf Monaten in der Hand
- zu einem Preis, der über das Doppelte von dem, was Fux ihm zahlte, betrug. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, Davids vertragliche Verpflichtungen gegenüber der Fux AG ebenso. Die waren bisher gewohnheitsmäßig jeweils kurz vor Weihnachten schnell und informell erneuert worden, aber schließlich war David freier Mitarbeiter und nicht Angestellter der Fux AG und das musste ja nicht immer so weiter gehen.