Coaches tragen ein hohes Maß an Verantwortung, wie jeder, der in seiner Arbeit mit Menschen zu tun hat. Sie müssen einerseits emotionale Distanz wahren und andererseits emphatisch auf ihre Klienten eingehen, was ein schwieriger Balanceakt ist - der auch missglücken kann. „Dann nämlich, wenn sich der Berater emotional verstrickt“, weiß Peter Henniges.
Dem selbstständigen Coach aus Kassel ist genau das vor einiger Zeit passiert. Henniges coachte damals einen Klienten, der sich beruflich verändern wollte. Eigentlich machte der Mann einen sehr geradlinigen Eindruck. „Wie jemand, der psychische Probleme hat, wirkte er jedenfalls nicht“, erinnert er sich. Als einzige Merkwürdigkeit war dem Coach aufgefallen: Der Klient sollte seine Frau in die Veränderungspläne einbeziehen - und tat das partout nicht. Statt einer Begründung kamen, als der Coach nachhakte, jedes Mal Ausflüchte.
„In der letzten Sitzung ist es dann geschehen: Der Mann ist psychisch vollkommen zusammengebrochen“, erzählt Henniges noch heute mit leisem Schaudern. Die Zeit nach diesem Erlebnis war für den Coach schwer - zumal der Klient vollkommen dicht machte. Henniges schickte dem Mann zig E-Mails, in denen er darum bat, die Sache mit ihm aufzuarbeiten. Doch es kam nie eine Antwort. „Als Coach zweifelt man dann an den eigenen Fähigkeiten. Man fragt sich immer wieder: Was habe ich bloß falsch gemacht?“, erinnert sich der Berater.
Allein steht Coach Henniges mit dieser Erfahrung nicht da: Praktisch jeder Berater wird in seiner Arbeit irgendwann einmal aus dem emotionalen Gleichgewicht geworfen.
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