Natürlich - das Problem, das die Münchner LBS Mitte der 90er Jahre bewältigen musste, erschien niemandem einfach. Schließlich sollte die gesamte IT der Bausparkasse umgestellt werden. Dennoch, erinnert sich Carola Zaiß-Hillmeister, heute Zentralbereichsleiterin Kundenservice, glaubte man, den Weg zur Lösung schnell gefunden zu haben: Eine Projektgruppe wurde gegründet.
Alltag in deutschen Firmen. Die alten Linien existieren zwar, ohne übergreifende Zusammenarbeit aber geht in der heutigen globalisierten Wirtschaftswelt nichts mehr. Auch wenn es keine genauen Zahlen gibt: Projektarbeit hat in den vergangenen Jahren fast explosionsartig zugenommen. 'Irgendwo taucht ein Problem auf und sofort gibt es eine Arbeitsgruppe', weiß der bekannte Schweizer Kommunikationsberater und Teamexperte Marcus Knill. Eine Erfahrung, die sein deutscher Kollege Roland Jäger nur bestätigen kann: 'Es gibt die Tendenz, heute alles durch Projektarbeit lösen zu wollen', so der Berater.
Uneingeschränkt glücklich sind die Experten über die Projekt-Inflation nicht - und das aus gutem Grund. Denn der Erfolg, den man sich in den Firmen von Projektarbeit erhofft, tritt selten ein. Über Monate wirkte und werkelte beispielsweise das Projektteam der LBS. Ein umsetzbares Ergebnis aber, so erinnert sich die damalige Verfahrenscontrollerin Zeiss-Hillmeister noch heute mit Schrecken, erreichte es nicht. Ein Einzelfall ist das keineswegs. Glaubt man einer im Jahr 2004 erschienenen Studie der Münchner MBA Management Beratungsgesellschaft mbH, sind fast 87 Prozent der Projekte in deutschen Unternehmen reine Wertvernichtung. Für die Wirtschaft, so hat man in München ausgerechnet, entsteht dadurch ein Schaden von jährlich rund 150 Milliarden Euro.
Extras:- Acht schwierige Projekttypen - und wie man mit ihnen umgeht
- Service: Kontaktdaten zu zwei Zertifizierungsstellen für Projektmanagement sowie Literaturtipps