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Privatuniversitäten

Verschuldet und verscherbelt

Privathochschul-Skeptiker dürfen sich derzeit bestätigt sehen: Deutschlands private Unis und Business Schools gehen finanziell in die Knie - nach Jahren am monetären Krückstock. Schuld sind meist eher kümmerliche Einnahmen aus Spenden und Studiengebühren.

So richtig zeigen wollte man es damals, 1998, den staatlichen Hochschulen mit dem frisch aus der Taufe gehobenen Private-Public-Partnership-Projekt SIMT - kurz für: Stuttgart Institute of Management and Technology. Die in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH geführte Privatuni sollte sich zu einer weltweit anerkannten Institution in Sachen MBA-Studium aufschwingen. Doch dann zeigte das SIMT nur eines, nämlich wie man sich von einer Beinahe-Insolvenz zur nächsten hangelt. Und jetzt ist der Ofen ganz aus, sind die Gelder der baden-württembergischen Landesregierung, der Stadt Stuttgart und der beteiligten Wirtschaftsunternehmen verheizt. Allein die Landesregierung investierte 4,7 Millionen Euro in das vermeintliche Vorzeigeprojekt. Neun Millionen steuerte die Industrie bei, zwei Millionen die Stadt Stuttgart. Darüber hinaus flossen weitere, nicht genau zu beziffernde Beträge, etwa in Form von Mietzuschüssen - die auch dringend nötig waren, verschlang das Uni-Gebäude in vorzüglicher Lage doch alljährlich Unsummen.

So richtig zugesetzt hat der MBA-Schmiede jedoch neben den hohen Betriebskosten nicht zuletzt ihr eigenes Geschäftsmodell: Es sollten unbedingt Studenten aus aller Herren Länder her. Deshalb übernahm die Uni für fast alle die Studiengebühren in Höhe von ca. 25.000 Euro. Die Absolventen allerdings entpuppten sich oft als säumige Rückzahler, so dass ihre Alma Mater auf den Kosten sitzen blieb - und sich bei den Banken verschuldete. Dennoch waren die Studentenzahlen trotz der attraktiven Zuschüsse stets überschaubar geblieben: Nur 281 Studenten machten in den vergangenen neun Jahren ihren Abschluss am SIMT. Hinzu kommen, so SIMT-Sprecher Peter Greulich, 170 Absolventen nicht akademischer Abschlüsse seit dem Jahr 2002. 2004 übernahm die am SIMT beteiligte Uni Stuttgart, die auch die Abschlüsse vergab, den größten Teil der Anteilseignerschaft am SIMT (39 Prozent), das seit 2003 nicht einmal mehr eigenen Hochschulstatus hatte. Die regionale Wirtschaft behielt nur noch 25 Prozent der Gesellschafteranteile, die Freundes- und Fördervereinigungen der Unis Stuttgart, Hohenheim und Tübingen jeweils 12 Prozent.

Doch zu retten war das marode Unternehmen SIMT offenbar nicht mehr: 'Die Gesellschafter waren nicht bereit, sich über das in der Vergangenheit Geleistete hinaus weiter zu engagieren', hieß es in einer Stellungnahme des baden-württembergischen Landtages vom Februar 2007. Im Frühjahr 2007 wurde das Institut für den symbolischen Betrag von einem Euro an die Steinbeis-Hochschule Berlin verkauft, die zu dem attraktiven Preis auch die Immobilie übernahm. Geschäftsführer ist seit der Übernahme Steinbeis-Hochschulpräsident Professor Johann Löhn. Schmackhaft gemacht wurde Steinbeis die Übernahme übrigens durch einen per Kabinettbeschluss bewilligten weiteren Landeszuschuss von 1,5 Millionen Euro. Die Umstrukturierung des SIMT im Sinne der Steinbeis-Hochschule wird derzeit verhandelt, erklärt Pressesprecher Greulich, der sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht weiter zum Stand der Dinge äußern will.

Ebenfalls pleite: Die Uni Witten-Herdecke und die IU Bruchsal

Schwacher Trost für das SIMT: Anderen Privatunis geht es ähnlich schlecht. Chronisch am finanziellen Krückstock geht seit jeher Deutschlands älteste Privatuni, die renommierte Uni Witten-Herdecke, denn die Institution ist seit ihrer Gründung vor allem auf private Spenden angewiesen. Bisher sind prominente Gesellschafter der Uni eher ideell als finanziell an der Hochschule beteiligt. Sie machen in ihrem Namen Werbung für die UWH und treiben so Sponsorengelder ein. 'Doch ist dieses Finanzierungsmodell langfristig gesehen zu unsicher', erklärt Uni-Sprecher Dirk Hans. Wobei noch hinzukommt, dass manche Sponsoren knauseriger geworden waren, nachdem der Wissenschaftsrat 2005 gedroht hatte, der Einrichtung ihren Status als Hochschule abzuerkennen, weil die Forschung an der medizinischen Fakultät zu wünschen übrig ließ.

Zwar ist dieses Problem mittlerweile beseitigt, doch an den mauen Finanzen hat sich nichts geändert. Auch spätere Zuschüsse des Landes, Studiengebühren und Erträge aus der Uni-Zahnklinik spülen kaum genug Geld in die Kassen. Deshalb laufen zurzeit Verhandlungen mit der Heidelberger Holding Stiftung Rehabilitation (SRH). 'Ziel dieser Verhandlungen ist es, ein neues Gesellschafter-Modell auszuarbeiten', erläutert Hans. Konkret heißt das: Die SRH-Holding steigt möglicherweise als Gesellschafter ein, der sich auch finanziell maßgeblich an der Hochschule beteiligen wird. Doch legt sie laut Uni-Sprecher Hans Wert darauf, dass weitere Gesellschafter als Finanziers ins Boot geholt werden. Zum neuen Finanzplan könnte laut Hans unter anderem gehören, dass das erst vor einigen Jahren eingeführte Executive-Programm für Führungskräfte weiter ausgebaut wird.

Ein weiteres privatuniversitäres Vorzeigekind kommt weniger glimpflich davon als die UWH: die International University in Bruchsal, die Ende 1999 an den Start ging. Ihr chronisches Finanzloch hat sich - trotz positiver Entwicklungen hinsichtlich der Studentenzahlen - noch einmal vertieft. 'Aufgrund mangelnder Einnahmen aus Studiengebühren und allzu zurückhaltender Sponsoren', wie IU-Sprecher Dr. Jens Heise erklärt. Die IU geht daher ihrem Ende entgegen. Nur ihre Räumlichkeiten will die Universität Karlsruhe fortan nutzen.
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