Wie Führungskräfte flunkern

Zwar wächst Managern, wenn sie bei der Präsentation des Geschäftsberichts lügen, keine lange Nase. Trotzdem lässt sich recht gut erkennen, wenn sie es mit der Wahrheit dabei nicht allzu genau nehmen. Zu diesem Schluss kommen zwei Wirtschaftsprofessoren von der Stanford University in einer großangelegten Untersuchung. David Larcker und Anastasia Zakolyukina werteten die Mitschriften von über 30.000 Telefonkonferenzen aus, in denen Unternehmenszahlen vorgestellt wurden. Dabei teilten sie die Konferenzen in solche ein, bei denen die Manager valide Zahlen präsentierten, und solche, in denen Zahlen genannt wurden, die bereits kurze Zeit später korrigiert werden mussten. In letzteren Fällen gingen die Wissenschaftler davon aus, dass die Führungskräfte bereits wussten, dass die wirklichen Zahlen ihrer Firma weit weniger rosig aussehen. Tatsächlich konnten sie eine ganze Reihe von Lügenmustern nachweisen: So nutzen Manager sehr oft die Wir- statt die Ich-Form, wenn sie unwahre Aussagen zum Abschneiden des Unternehmens machten. Auf diese Weise wollen sie sich ein Stück weit der Verantwortung für das Vorgetragene entziehen, vermuten die Forscher. Ein weiteres Zeichen fürs Wahrheitsbiegen ist laut Studie eine häufige Verwendung von Superlativen und besonders gefühlsgeladenen Wörtern. Als Beispiel wird die Vorlage der Zahlen der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 genannt, wenige Monate vor deren Zusammenbruch. Lehman-Finanzvorstand Erin Callan habe damals 14-mal das Wort 'großartig', 24-mal das Wort 'stark' und achtmal das Wort 'unglaublich' verwendet. Ebenfalls typisch für die Lügenbolde: Sie nutzen mehr Schimpfwörter und Füllformulierungen wie 'äh' und 'hm'.