Die Referenzen sind ausgezeichnet: Der Heilige Augustinus begründete viele Ansätze auf seinen Lehren. Die befreundeten Friedrich von Schiller und Johann Wolfgang von Goethe tauschten sich in zahlreichen Briefen über seine Thesen aus. Und dennoch ist der antike Philosoph Plotin heute nur wenig bekannt. Dabei kann er Managern besonders in puncto Internationalität als Vorbild dienen.
Plotins Geschichte ist die von einem, der auszog, sich zu bilden. Um 232 n. Chr. zog der im ägyptischen Lykonos geborene Plotin im Alter von 27 Jahren in die ägyptisch-hellenische Metropole Alexandria, um dort Philosophie zu studieren. Nach zehnjährigem Studium - vor allem der platonischen Philosophie - wollte er auch die Lehren anderer Kulturkreise erforschen.
Daher schloss er sich der Armee des römischen Kaisers Gordian III. an, die gegen die Perser auszog. Zum einen hoffte er, Gelegenheit zum Austausch mit der persischen Bevölkerung zu finden. Zum anderen wusste er, dass die römische Armee eine Fundgrube vieler fremder Lehren war. Denn in ihr dienten Söldner aus allen Herren Ländern des römischen Weltreiches, auch Anhänger des christlichen Glaubens.
Der wissbegierige Philosoph begegnete den fremden Glaubensrichtungen und Überzeugungen in jener Manier, wie sie auch für Expatriates in der heutigen Zeit noch ratsam ist. Nämlich mit großer Offenheit, gleichsam aber auch gewisser Distanz. So scheute er nicht davor zurück, in Stein gemeißelte Glaubenssätze in Frage zu stellen. Auf diese Weise entfachte Plotin fruchtbare Diskussionen, bei denen nicht nur Wissen über die Kulturen hinweg ausgetauscht wurde, sondern bei denen sowohl er als auch seine Diskussionspartner das eigene kulturell vorgegebene Wissen reflektierten.
Extras:
- Leben, Lehre und Wirkung des Philosophen Plotin.
- Vom Göttlichen zur leblosen Materie: Das plotinische Stufenmodell der Ordnung der Welt.
- Service: Kurzrezension eines Buches über das Leben und die Wirkungsgeschichte Plotins