Thorsten Polleit ist am Ende. In großen Lettern fordert die Wirtschaftspresse seinen Rücktritt. Zauderer! Amateur! Sogar schuld an einem Börsencrash soll der Volkswirt der britischen Investmentbank Barclays Capital sein. Straßenschlachten toben vor Polleits Tür, und sein Rauswurf scheint unvermeidlich. Wie gut, dass es für den Banker einen einfachen Ausweg gibt: auf “Neustart” drücken. Denn Polleits Absturz war rein virtuell. Es war Teil des Spiels “Mission Bundesbank”. Ende vergangenen Jahres hatte die deutsche Notenbank dieses einfache Planspiel via Internet verschenkt. Über 10.000 Nutzer registrierten sich innerhalb der ersten Woche, darunter auch viele Profis wie Banker Polleit.
Zusammenhänge der Wirtschaft spielerisch erlernen - das hat längst seinen Hautgoût verloren. Der überragende Erfolg von “Mission Bundesbank” ist ein Indiz dafür, wenn auch nur auf der Amateur-Ebene. In der professionellen Personalentwicklung gehören Simulationsspiele schon seit 30 Jahren zum festen Repertoire. Und die Zeiten, in denen solche Unternehmensplanspiele noch als exotisch galten, sind längst vorbei.
Noch immer dominiert mit 80 Prozent Anteil die klassische Form des betriebswirtschaftlichen bzw. Unternehmensplanspiels den Markt. Die Teilnehmer müssen dabei eine Art virtuelle Firma leiten. Gefordert ist hier Wissen über Preis und Kosten sowie eine grundsätzliche Geschäftsstrategie. Die Teams können zum Beispiel als Massenanbieter mit Discountpreisen auftreten oder als Markenartikler mit Vollsortiment. Hauptzielgruppe für diese Planspiele sind in der Regel Nicht-Wirtschaftler im Unternehmen, etwa Naturwissenschaftler und Ingenieure, sowie der Führungsnachwuchs.
Extras:
- Checkliste: Kennzeichen guter Planspiele - von Referenzen über das Curriculum bis hin zu Materialien.
- Literatur-, Verbands- und Veranstaltungstipps.
- Planspieleinsatz beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.