“Um mich herum sind die Unternehmen umgefallen. Ich indes habe mich immer mehr mit der Philosophie beschäftigt”, erzählt André Mindermann. In der wirtschaftlichen Krise widmete sich der Unternehmer den Gedanken von Hegel, Schopenhauer oder Nietzsche. “Je mehr ich mich damit auseinander gesetzt habe, desto klarer wurde mein Bild von mir selbst”, sagt er. Seine Firma Enterprise Consulting in Bad Homburg, so ist er überzeugt, konnte er nicht zuletzt dank einer glaubhaften Identität durch die schwierigen Zeiten führen.
Heute studiert André Mindermann Philosophie an der Universität Frankfurt, seine 40 Mitarbeiter schickt er zu philosophischen Seminaren. Damit setzt der Diplom-Kaufmann mit klassischem Karriereweg bei der Unternehmensführung und Weiterbildung auf eine Disziplin, die in Deutschland lange Zeit ihr Dasein in den universitären Elfenbeintürmen gefristet hat, derzeit aber in der Wirtschaftswelt mehr und mehr von sich reden macht.
“Philosophische Fragestellungen drängen immer mehr an die Oberfläche”, bestätigt der Schweizer Managementtrainer Richard Egger, der Philosophie studiert hat und bereits seit zehn Jahren Seminare für Führungskräfte anbietet. Seine Erklärung für den Trend zur Philosophie: “Heute verändert sich die Arbeitswelt wie nie zuvor, die Märkte globalisieren sich, die Kulturen verschmelzen, allgemein verbindliche Werte werden hinterfragt.” Die Folge: Jeder Manager und Unternehmer muss selbst nach brauchbaren Leitlinien für sein Handeln suchen. Er muss für sich selbst definieren, was für ihn richtig und was falsch ist.
Extras:
- Sechs Bereiche im Wirtschaftsleben, in denen Philosophie helfen kann.
- Literaturtipps: Rezensionen zweier Bücher zum Thema “Philosophie als Lebenshilfe”.