“Deutschen Bildungsanbietern gelingt es noch nicht ausreichend, ihr Potenzial auf dem internationalen Bildungsmarkt zur Geltung zu bringen.” Das beklagte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn erst kürzlich in Berlin anlässlich einer internationalen Konferenz zum Thema Bildungsdienstleistungen. Sie berichtete von Gesprächen mit Regierungsvertretern aus Russland, Indien, China und Brasilien, die Interesse hätten an Teilen des deutschen Bildungssystems.
Doch auch Japan könnte einen Blick wert sein. Zugegeben, wir wissen in Deutschland nicht viel vom Land der aufgehenden Sonne. Wir wissen lediglich von einem lange anhaltenden, atemberaubenden Wirtschaftsboom, der auch manchem deutschen Unternehmen das Fürchten lehrte. Arbeitslosigkeit war unbekannt, es gab dafür noch nicht einmal ein japanisches Wort. Wir denken an fleißige, höfliche, sehr zurückhaltende Menschen, die lange Arbeitszeiten haben und die sich voll und ganz für ihre Firma einsetzen. Und wir wissen, dass die Gesellschaft stark von traditionellen Werten geprägt ist.
Doch stimmen diese Bilder heute noch? Zu Beginn der neunziger Jahre geriet die japanische Wirtschaft erstmals in eine Depression, die bis heute andauert. Offiziell spricht man von sechs Prozent Arbeitslosen (Stand 04/2003). Experten sind sich allerdings einig, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt.
Die erste lang anhaltende Wirtschaftsrezession nach dem Krieg unterzieht die gesamte Gesellschaft einer Nagelprobe. Traditionelle Werte konkurrieren mit neuen Anforderungen. Es ist zu erwarten, dass diese Situation nicht ohne Auswirkungen auf das Bildungswesen und die Personalentwicklung in den Unternehmen bleiben kann.