Personalentwicklung: Führungskräfte sehen übergeordneten Nutzen nicht

Strategische Personalentwicklung - dass dies nicht mehr als eine Floskel ist, belegt eine Studie der Universität Siegen unter 457 Führungskräften aus 60 Unternehmen. Diese ließen ein sehr traditionelles Verständnis vom Nutzen der PE erkennen: Selbst aus Sicht von Geschäftsführern besteht der Nutzen vor allem darin, individuelle Führungs- und Methodenkompetenzen aufzubauen sowie die Teamentwicklung und -führung zu unterstützen. Er ist also vor allem auf der Personen- und der Kooperationsebene angesiedelt. Die Bedeutung der PE auf der Struktur- und Unternehmensebene (u.a. Organisationsentwicklung, Change-Projekte) wird hingegen verkannt - abgesehen von zwei Punkten: PE soll der Absicherung des zukünftigen Personal- und Führungsbedarfes dienen und bei der Erarbeitung eines gemeinsamen Führungsverständnisses helfen. Wenig verwunderlich ist, dass insbesondere dann der Nutzen der PE auf übergeordneter Ebene nicht mehr gesehen wird, wenn die Personalentwicklung stärker institutionalisiert ist, also nicht mehr vom Geschäftsführer oder der Personalleitung selbst wahrgenommen wird.

Weiteres Studienergebnis: Soll und Ist klaffen auseinander. So erwarten die Befragten z.B., dass ihnen die Personalentwicklung individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt - was aber in 60 Prozent der Fälle kaum geschieht. Im Hinblick auf das aus Sicht der Befragten wichtigste PE-Ziel, den Aufbau von Führungskompetenz, sieht die Sache ähnlich aus. Den Autoren zufolge deutet dies darauf hin, dass es nicht reicht, PE-Maßnahmen auf der Personenebene zu intensivieren. Was hinzu kommen muss, sind Maßnahmen auf Struktur- und Unternehmensebene (z.B. Feedbacksysteme oder Führungsleitbilder), internes Marketing der Personaler, damit klar wird, welchen übergeordneten Nutzen ihre Arbeit stiftet, sowie eine stärkere Verknüpfung mit dem Personalplanungsprozess. Nur so kann die Floskel 'strategische PE' zum Faktum werden.