José Ignacìo López de Arriortua: so können nur aztekische Medizinmänner heißen. Oder Manager. Es gibt jedenfalls Anzeichen dafür, daß der wohl populärste wie umstrittenste Einkaufschef der Automobilindustrie beide Rollen beherrschte. Eine Aura des Mystischen umgab den Basken. Er verwandelte über Nacht tiefrote Bilanzen in schwarze Zahlen. Er wurde dafür verehrt, gehaßt, gefürchtet. Die Mitglieder seines Teams titulierten sich stolz als 'Krieger', trugen zum Zeichen der Verbundenheit ihre Armbanduhren am rechten Handgelenk. In ihrer absoluten Loyalität nahmen sie sogar Strafverfahren wegen Unterschlagung und Verrat von Geschäftsgeheimnissen auf sich - und folgten ihrem Chef von Opel zu VW. Dieser Tage triumphierten sie über die Justiz. Die Verfahren werden gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt. López und seine 'Krieger' bleiben für weltliche Institutionen unantastbar.
Absolute Selbstdisziplin innerhalb der Gruppe, gemeinsame Symbole, Initiationsriten, feste Prinzipien und Spielregeln begleiten die Evolution des Menschen vom Jäger und Sammler bis zum Top-Manager des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Sie machen stark und erfolgreich, geben Geborgenheit, fördern das Selbstbewußtsein und definieren das eigene Rollenverständnis - einerseits. Sie sind typische Kennzeichen sektiererischen Verhaltens - andererseits. Wie man sie beurteilt, kommt auf den jeweiligen Maßstab und den persönlichen Standpunkt an.
Ignacìo López hat unserer aufgeklärten Welt zum Trotz bewiesen, daß reiner Intellekt für einen erfolgreichen Manager nicht ausreicht. Im Gegenteil. Wer heutzutage wirklich etwas bewegen will, muß mit Emotionen umgehen können, um Menschen für sich und seine Ideen zu gewinnen…