Elf Männer sitzen an einem Tisch. Alle sind Schwergewichte, zumindest nach Umsatz: Jeder von ihnen ist Inhaber eines Unternehmens, das viele Millionen Geschäft in den Büchern hat. 'Ich muss investieren. Die neue Halle ist fällig', trägt einer der Firmenchefs vor, 'aber wie stelle ich es an, dass ich die Finanzierung von der Bank bekomme?' In fünf Minuten ist das Problem vorgetragen. Dann legen seine Unternehmerkollegen los. Sie erzählen, wie sie ihre Finanzierung auf die Beine gestellt haben. Einer trägt eine besonders wirkungsvolle Strategie vor. Ein anderer verrät, wie sich Kapitalquellen jenseits des Bankensystems erschließen lassen.
Nach anderthalb Stunden steht das Finanzierungskonzept. Was normalerweise ein Berater erledigt hätte, wurde hier von den Unternehmern zusammengetragen – in Eigenarbeit. Diese Praxis hat Methode: einer trägt vor, die anderen lösen das Problem. Die elf treffen sich alle vier Wochen, jedes Mal darf sich ein anderer Firmenchef von seinen Kollegen aus der Runde beraten lassen.
Das sieht nach einer typischen Selbsthilfegruppe aus: unverbindlich, beliebig, unfokussiert. Aber das Gegenteil ist richtig. Die Treffen sind in ein unternehmerisches Konzept eingebettet, Vistage International steht hinter dieser Idee. Der Dienstleister ruft in 16 Regionen Deutschlands solche Kreise von Firmenchefs zusammen, mit immer demselben Programm. 'Beratung von Unternehmern für Unternehmer', beschreibt Wolfgang Hartmann, Geschäftsführer von Vistage, das Konzept. 'Wir machen eine astreine Peer-to-Peer-Veranstaltung.'
Peer-to-Peer, kurz: P2P, das steht für ein Geschäftsmodell, das den Mittelsmann umgeht. Auf dem Immobilienmarkt etwa ist der Mittelsmann der Makler, der die Brücke zwischen Mietinteressent und Vermieter baut.
Extra:- 'Warum Peer-to-Peer-Dienste die Märkte erobern': Drei Fragen an den Betriebswirtschaftsexperten Bernd Skiera, Professor für Betriebswirtschaft und E-Commerce an der Universität Frankfurt/Main