Die großen Verlierer der Finanzkrise stehen im Fokus der Öffentlichkeit: Über die Entlassungen bei Kreditinstituten, im Fahrzeug- und Maschinenbau berichten die Medien und diskutieren die Politiker. Um das Leiden anderer Branchen ist es eher still. Eine von ihnen ist die Zeitarbeitsbranche: Rund 200.000 Stellen haben die Entleihbetriebe seit dem September 2008 abgebaut, so eine Schätzung der Branchenverbände. Und der Aderlass dürfte weitergehen: Die stark konjunkturabhängige Branche rechnet mit weiteren Entlassungen.
'Die Zeitarbeitsbranche befindet sich an einem Scheideweg', beschreibt Stefan Körzell, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Hessen-Thüringen, die aktuelle Situation. Entweder zeigen sich die entleihenden Unternehmen jetzt als Arbeitgeber, die auch für schlechte Zeiten Beschäftigungskonzepte entwickeln und ihre Angestellten möglichst langfristig in Lohn und Brot halten. Oder sie werden zum Vermittlungsbüro von Arbeitskräften, die ihre Ressource 'Arbeitnehmer' je nach Nachfrage der entleihenden Unternehmen einstellen oder entlassen.
Die Hire-and-Fire-Politik birgt laut DGB-Vorsitzendem Körzell eine große Gefahr: 'Die Zeitarbeitsbranche muss aufpassen, dass sie nicht in den Niedriglohnsektor abgeschoben wird.' Damit das nicht passiert, bleibt den Zeitarbeitsunternehmen eigentlich nur ein Weg: langfristige Beschäftigung zu fairen Konditionen – und Qualifizierung der Leiharbeiter. Doch gerade in puncto Qualifizierung hat die Branche noch einen weiten Weg vor sich.
Extras:- Zeitarbeit in Zahlen: Aktuelle Grafik zur Zeitarbeitsbranche
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern zum Thema Zeitarbeit