Unter „Information“ werden im Alltag meist „Daten“ verstanden, unter „Informationsmanagement“ die Frage: „Wie schaffe ich die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Benutzer?“. Diese Fragestellung meint in der Regel, „der Ratio zugängliche Informationen“ und steht damit in der Tradition des kartesianischen Denkens, des „cogito ergo sum“, das das abstrakte, rationale Denken zum Kriterium des Menschseins erhebt. Daß dieses Menschenbild in seiner Betonung von Linearität und Kausalität eine Reduktion bedeutet und wesentliche Aspekte des Menschseins ausklammert, muß nach dem heutigen Stand von Neurologie, Biologie und Kognitionswissenschaft als gesichert gelten. Auf die falsche oder eher verkürzende Frage: „Wie schaffe ich die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Benutzer?“ kann aber keine allgemeingültige Antwort gegeben werden.
Um zu einer besseren Fragestellung zu gelangen, lohnt es sich, einen Blick auf die Erkenntnisse der systemischen Biologie zu werfen. Wie ist der Mensch ausgerüstet, um „Daten“ zu sammeln und zu verarbeiten? Alle lebenden Systeme, auch der Mensch, sind strukturdeterminiert, so der chilenische Biologe und Neurowissenschaftler Humberto Maturana: Sie reagieren auf Reize von außen immer nach den eigenen inneren Gesetzmäßigkeiten, die von außen zwar beeinflußt, aber nicht kontrolliert und gestaltet werden können. Im Klartext: Jeder liest, was er liest, und versteht, was er versteht. Im Extremfall kann das bedeuten, daß zehn verschiedene Leser von ein und demselben Text zehn verschiedene Botschaften empfangen.
Die richtigen Daten an die richtigen Benutzer zu bringen, muß noch nicht heißen, daß zum gegebenen Zeitpunkt auch das entsprechende Know-how zur Verfügung steht. Entscheidend ist das Verständnis. Nicht die abstrakte Information ist für das lebende System von Bedeutung, sondern ihre praktische Relevanz in seinem jeweiligen Lebenszusammenhang…